Ostfjorde

Nach meiner Ankunft in der Nähe von Möðrudal radelte ich auf der Ringstraße weiter Richtung Skjöldólfsstaðir. Kurz vor Skjöldólfsstaðir bog ich auf die Str. 923 und auf den Jökuldalsvegur Richtung Stuðlagil Canyon ab. Der Stuðlagil ist ein bekanntes Fotomotiv in Island. Es handelt sich um einen Canyon mit Basaltsäulen. Der Weg führt ca. 15 Kilometer über eine Wellblechpiste. Um den Canyon zu besuchen, gibt es zwei Möglichkeiten. Entweder man kommt vom Osten, oder vom Westen zum Stuðlagil. Im Osten kann man direkt bis zu einer Aussichtsplattform fahren. Im Westen kommt man nur über einen Wanderweg zu dem Canyon. Der Wanderweg ist ca. 2 km lang. Nach der Wanderung zum Stuðlagil Canyon fuhr ich den gleichen Weg zurück und schlug mein Zelt am Campingplatz in Skjöldólfsstaðir auf.
Am nächsten Tag setzte ich meine Fahrt auf der Ringstraße nach Egilsstaðir fort. Kurz vor Egilsstaðir erreichte in den See Lagarfljót. Egilsstaðir ist die größte Stadt im Osten Islands. Nach einer ausgiebigen Mittagspause fuhr ich auf der Ringstraße weiter Richtung Reyðarfjörður. Der Weg führte über einen Berg mit mehreren hundert Höhenmetern. In Reyðarfjörður gibt es einen kleinen Campingplatz, auf dem ich übernachtete.
Die Infrastruktur in den Ostfjorden ist sehr dünn. Es gibt nur wenige Einkaufs- und Übernachtungsmöglichkeiten. Ich deckte mich am nächsten Mittag deshalb im örtlichen Supermarkt für die nächsten Tage mit Lebensmittel ein. An dem Tag fuhr ich aufgrund des starken Gegenwinds nur eine kürzere Etappe nach Stöðvarfjörður. Unterwegs traf ich Matthew aus den USA. Er war bereits seit einem Jahr auf Fahrradweltreise.
Der nächste Tag war ziemlich verregnet. Eigentlich bin ich überhaupt kein Fan von Radfahren im Regen. Allerdings hatte ich nur noch wenige Tage Urlaub und wollte die Ostfjorde komplett durchfahren. In voller Regenmontur radelte ich auf der Ringstraße weiter und wurde ordentlich durchnässt. Auf dem Weg gab es ein gutes Restaurant mit einem reichhaltigen Mittagsbuffet, in dem ich mich aufwärmen und stärken konnte. Nachmittags erreichte ich etwas Abseits von der Ringstraße den Campingplatz in Fossardalur. Ich wunderte mich, dass ich unterwegs gar keine Schafe mehr gesehen habe. Ein völlig untypisches Bild für Island. Die Besitzerin des Campingplatz erklärte mir, dass Sie gerade dabei sind, die Schafe zusammenzutreiben. Je nach Gebiet dauert das Suchen und Zusammentreiben ein bis drei Tage.
Nachdem ich am nächsten Tag lange ausgeschlafen hatte, fuhr ich weiter nach Djúpivogur. Nach einer Mittagspause in dem kleinen Städtchen radelte ich etwas außerhalb von Djúpivogur zu einem schönen Hot- Pot mit Blick auf raue, offene Meer. Ich genoss das warme wohltuende Wasser und unterhielt mich mit ein paar anderen Reisenden. Abends suchte ich mir in der freien Natur einen Campingspot.
Nach einer entspannten Nachtruhe fuhr ich weiter nach Stokksnes. Von der Ringstraße führt kurz vor dem Vestrahorn eine kleine Straße zu einem Leuchtturm. Die Aussicht entlang des Weges war traumhaft. Beim Leuchtturm von Stokksnes gibt es eine gigantische Dünenlandschaft mit einem schönen schwarzen Sandstrand und dem Berg Vestrahorn im Hintergrund zu bestaunen. Es handelt sich um einer der fotogensten Berge der gesamten Insel. Außerdem gibt es am Vestrahorn eine Filmkulisse zum besichtigen. Es handelt sich um den Nachbau eines Dorfes der Wikinger.
Nach einem längeren Aufenthalt am Vestrahorn fuhr ich Abends noch einige Kilometer nach Höfn. Dort baute ich auf dem bereits vor einigen Wochen besuchten Campingplatz mein Zelt auf. Seit zwei Wochen checkte ich nun bereits täglich die Wetterapp von Vedur bzgl. der Nordlichter. Bisher hatte ich leider kein Glück mit der Sichtung dieses spektakulären Naturereignisses in Island gehabt. Ich hatte bereits einige Reisende getroffen, die in den vergangenen Tagen die Nordlichter erleben durften. Um die Nordlichter sehen zu können, muss der Himmel dunkel und frei von Wolken sein. An diesem Abend sollte es laut der Nordlichtervorhersage für Höfn eine mittlere Aktivität geben. Und tatsächlich – um ein Uhr Nachts zeigte sich Lady Aurora leuchtend und tanzend in grünen Farben am Nachthimmel. Ein sehr faszinierender Anblick!
Nach einem weiteren Tag in Höfn fuhr ich am nächsten Tag mit dem Bus von Höfn zu dem Hotel nach Reykjanesbaer zurück, wo vor 9 Wochen meine Reise begann. Dort zerlegte ich mein Rad und meine Ausrüstung und verpackte Sie in die dort zwischengelagerten Kartons. Meine Islandreise neigte sich dem Ende zu. Am nächsten Morgen fuhr ich mit einem Großraumtaxi zum nahe gelegenen Flughafen nach Keflavik und checkte mein Gepäck ein. Mein Rückflug nach Frankfurt startete erst in ein paar Stunden.
Ich lies die Erlebnisse der letzten Wochen Revue passieren. Was für eine schönes und eindrucksvolles Land! Und was für eine unvergessliche Reise!