Westfjorde

Nach einer erholsamen Nacht und einem reichhaltigen Frühstück auf dem Campingplatz Borðeyri fuhr ich auf der Straße 68 entlang der Küste weiter Richtung Hólmavík. Der Streckenabschnitt war immer wieder sehr bergig. Die wilden Strände und Bauernhöfe entlang der meist unbefestigten Straße waren eine gute Einstimmung auf die nächsten Tage in Islands Westfjorden.
Die Westfjorde sind eine der spektakulärsten Regionen Islands. Es gibt dort nur wenige, kleine Siedlungen, die weit verstreut in unberührter Natur und dramatischer Landschaften liegen. Wegen des Ausmaßes und der großen Entfernung von anderen Sehenswürdigkeiten sind Islands Westfjorde viel weniger besucht als andere Teile des Landes.
Abends kam ich auf dem Campingplatz in Hólmavík an. Nach dem Essen entspannte ich mich im Hot- Pot des Schwimmbads in Hólmavík. Am darauf folgenden Morgen deckte ich mich im Supermarkt in Hólmavík mit Lebensmittel ein, da es auf dem weiteren Weg bis Ísafjörður (ca. 250 km) keine Einkaufsmöglichkeiten mehr gab. Mit meinem schwer beladenden Drahtesel ging es auf der Straße 61 und 635 über Stock und Stein weiter. Bei Nauteyri traf ich an einer Kirche zwei Isländer. Sie boten mir einen Zeltplatz und die Nutzung ihrer privaten heißen Quelle an. Das Angebot nahm ich natürlich dankend an. Das warme Wasser der heißen Quelle war nach einem anstrengenden Tag auf dem Sattel mit eisigen Temperaturen eine Wohltat.
Die Westfjorde sind bei gutem Wetter ein wahres Traumziel für Radler. Die einzelnen Fjorde bieten unbeschreibliche Foto- Motive. In den darauf folgenden Tagen fuhr ich an insgesamt 7 Fjorden immer Ein- und auswärts entlang der schroffen Küste weiter. Unterwegs gab es außer vereinzelten Gehöften nur wilde und unberührte Natur und jede Menge Schafe. Autos trifft man in den Westfjorden nur sehr selten an. Die Wildcampingspots waren genial.
In den Westfjorden musste ich gegen den stärksten Gegenwind während meiner gesamten Reise ankämpfen. Fjord einwärts war der Wind so heftig, dass ich nicht schneller als 10 Km/h vorankam. An einem Morgen blies der Wind mein Zelt sogar komplett um, während ich gemütlich Kaffee trank. Ein Gewinde an meiner Zeltstange wurde dadurch beschädigt.
Auf einem gemütlichen Campingplatz außerhalb der Stadt Ísafjörður konnte ich nach mehreren Tagen in der Wildnis endlich wieder heiß duschen. Auf dem Campingplatz gibt es zudem einen schönen Aufenthaltsraum zum kochen und relaxen. Ich legte dort einen Ruhetag ein und traf Lisa aus Österreich. Sie machte einen mehrwöchigen Backpack- Trip durch Island.
Nach einem erholsamen Ruhetag in Ísafjörður ging es für mich am nächsten Morgen weiter. Außerhalb von Ísafjörður fuhr ich durch ich durch zwei 6 und 9 Kilometer lange Tunnels auf die andere Seite der jeweiligen Fjorde. Die Aussicht unterwegs war wieder atemberaubend.
Abends erreichte ich den Dynjandi Wasserfall. Er ist 100 m hoch und breit aufgefächert. Das tosende Wasser hört man schon aus weiter Entfernung. Leicht unterhalb des Wasserfall folgen noch fünf kleinere Wasserfälle. Das Gebiet am Dynjandi Wasserfall ist ein Naturschutzgebiet. Nur Radfahrer und Wanderer dürfen hier ihr Zelt aufschlagen.

Vom Dynjandi radelte ich am nächsten Morgen auf der Str. 60 weiter Richtung Hellulaug. Der Weg führte über eine wilde Erdpiste. Dabei waren mal wieder ca. 1.000 Höhenmeter zu überwinden. Die wenigen Autofahrer unterwegs feuerten mich an und verpflegten mich mit Wasser und Vesper.

Nachmittags ging es nach einer Pause im Nature Hot Pot in Flókalundur weiter nach Brjánslækur. Von dort aus fährt eine Fähre von den Westfjorden auf die Halbinsel Snæfells. Die Fahrt von Brjánslækur nach Stykkishólmur dauert ca. 2 ½ Stunden.

An den beiden darauf folgenden Tage fuhr ich auf der Str. 54 von Stykkishólmur nach Borgarnes. Die Halbinsel Snæfells ist ebenfalls sehr empfehlenswert zum radeln. Allerdings ist dort wieder deutlich mehr Verkehr als in den Westfjorden auf den Straßen anzutreffen. In Borgarnes entschied ich mich aufgrund der schlechten Wetterlage im Südwesten Islands für eine lange Busfahrt auf die andere Seite Islands Richtung Ostfjorde. Ich nahm hierzu den Bus nach Akureyri.

In Akureyri gönnte ich mir nach 55 Übernachtungen im Zelt in Folge das erste Mal ein Hotel. Das Gefühl nach so einer langer Zeit in einem weichen Bett zu liegen ist unbeschreiblich. Da ich den gleichen Weg von Akureyri nach Möðrudal bereits vor einigen Wochen geradelt bin, verzichtete ich aus Zeitgründen auf eine erneute Fahrt mit dem Rad und nahm einen weiteren Bus.

Wie es auf meiner Reise weiterging, erfährst du in meinem nächsten Beitrag zu den Ostfjorden.