Tröllaskagi

Mein nächstes Ziel war eine Umrundung der Halbinsel Tröllaskagi. Die sehr gebirgige Halbinsel liegt westlich des Eyjafjörður. Viele der Berge erreichen Höhen über 1000 m.

Nachdem ich Akureyri verlasen hatte, fuhr ich eine längere Zeit auf der Straße 82 Richtung Norden. Auf dem Weg gibt es in Hauganes einen empfehlenswerten Hot Pot mit Meeresblick. Der Ausblick aufs Fjord war atemberaubend schön. Da ich seit mehreren Tagen etwas Probleme mit meinen Knien hatte, beschloss ich einen kleinen Teil meiner Ausrüstung mit der Post nach Deutschland zurückzuschicken. Gerade in bergigen Regionen waren 60 Kilo einfach zu viel. In Dalivik gab es eine kleine Poststelle, wo ich 5kg Gepäck zurückschicken konnte. Mit erleichtertem Rad fuhr ich nach Siglufjörður weiter.

Zwischen Siglufjörður und Ólafsfjörður bin ich durch drei sehr lange Tunnel geradelt (7,1 km, 3,9 km und 3,4 km). Die Tunnels waren zeitweise nur einspurig und teilweise schlecht beleuchtet.
In Island darf man mit dem Fahrrad durch fast alle Straßentunnels fahren. Nur in den Tunneln Hvalfjörður und Vaðlaheiði ist das Radfahren verboten. Eine gute Fahrradbeleuchtung und eine Warnweste sollte man aber unbedingt zur eigenen Sicherheit haben. Nur wenige Tage zuvor habe ich von einem Schweizer Radler in Island erfahren, der in einem Tunnel einen Unfall mit einem Auto hatte. Nachdem ich die 15 km Tunnel hinter mir hatte, war ich froh wieder das Tageslicht zu sehen.

Abends habe ich mich etwas außerhalb von Ólafsfjörður auf einem sehr einfachen aber landschaftlich schönen Campingplatz niedergelassen. Die kleineren Campingplätze in Island bestehen oft nur aus einem WC und einem Spülbecken. Gerade diese einfachen Campingplätze sind von der Lage jedoch meistens am schönsten. Der durchschnittliche Preis für eine Nacht auf einem Campingplatz beträgt in Island pro Person zwischen 1000-1500 ISK (7-10 €).
Nach einer erholsamen Nacht fuhr ich am nächsten Tag auf der Straße 76 von Siglufjörður nach Hofsós. Unterwegs gab es einen weiteren kurzen Tunnel zum durchfahren. In Hofsós habe ich einen Ruhetag eingelegt. Im Ort gibt es ein schönes Freibad mit Hot Pots und einem tollen Meeresblick. In Island gibt es in fast jedem noch so kleinen Dorf ein Freibad mit Hot Pots und Sauna. Der Eintritt kostet meisten nur ca. 1000 ISK und ist eine preisgünstige Alternative zu den teuren touristisch ausgelegten Spa´s. Das Schwimmbad ist in Island einer der Haupttreffpunkte der Einheimischen. Wenn man also Isländer kennenlernen möchte ist das örtliche Schwimmbad ein hervorragender Ort hierfür. Abends ging ich in ein schönes Restaurant in Hofsós und gönnte mir einen Lammburger. Die isländische Küche besteht aus vielen Lammgerichten. Kein Wunder – Ich habe noch nie in meinem Leben so viele Schafe wie auf Island gesehen.
Abends auf dem Campingplatz sah ich im strömenden Regen drei Radler eintreffen. Es waren Jeannette aus Kanada und Frank und Kerstin aus dem Vogtland. Alle drei hatte ich bereits vor einigen Tage kennengelernt. Da wir alle das gleiche Ziel hatten, beschlossen wir am nächsten Tag gemeinsam Richtung Hochland zu fahren. Der nächste Morgen brachte graues und kaltes Wetter. Bevor wir losfuhren ging es noch kurz zum Einkaufen in Hofsós. Ich kaufte Lebensmittel für ca. eine Woche ein, da es im Hochland keine Einkaufsmöglichkeiten gibt. In Island benötigt man für alle Geldtransaktionen lediglich eine Kreditkarte. Während meine Reise war ich nie auf Bargeld angewiesen.
Unsere Fahrt führte uns auf der Straße 76 Richtung Ringstraße. Unterwegs haben wir eine kurze Pause an einer alten Torfkirche gemacht. Die Fahrbedingungen waren an diesem Tag leider ziemlich bescheiden. Es regnete immer wieder und der Wind wehte den ganzen Tag nur aus einer Richtung – von Vorne! Nachdem wir auf der Ringstraße angekommen waren, nahm der Verkehr wieder deutlich zu. Zum Glück erreichten wir relativ schnell unserem Tagesziel in Varmahlíð. Wir wärmten uns in einem Tankstellen-Shop auf und fuhren anschließend auf einen Campingplatz etwas außerhalb von Varmahlíð. Wie es auf meiner Radreise weiterging, erfährst du in meinem nächsten Artikel zum Hochland.