Hochland

Nach einer Nacht auf dem Campingplatz in Varmahlíð ging es zu viert am nächsten Morgen weiter Richtung Hochland. Wir fuhren eine kurze Zeit auf der Straße 752 und 751. Ein Schild am Wegesrand mit der Aufschrift „Next Service in 230 km“ zeigte uns das wir auf dem richtigen Weg ins Hochland waren.

Bevor man ins Hochland fährt, sollte man sich nach dem Straßenzustand der Hochlandpisten und nach den Wetterbedingungen erkundigen. Die Hochlandpisten sind nur im isländischen Sommer mit einem 4×4 Geländewagen befahrbar. Manche Verrückte benutzen hierfür auch ein Fahrrad.

Nach kurzer Zeit bogen wir von der bisher asphaltierten Straße auf die Straße 756. Es handelt sich hierbei mehr um einen Weg der aus viel Erde, Schotter und Geröll besteht. Von dort an ging es den restlichen Tag kontinuierlich bergauf. Wir fuhren entlang eines Flusses und die Landschaft veränderte sich ständig. Die Vegetation wurde immer karger. 

Am Abend erreichen wir den Aðalmannsvatn. In der Nähe befand sich eine kleine Hütte. Sie war offen, geheizt und niemand war da. Im Hochland gibt es vereinzelte Hütten, die man zum übernachten nutzen/mieten kann. Wir wärmten uns eine Weile in der Hütte auf. Nach kurzer Zeit kam eine Reitergruppe vorbei. Sie hatten die Hütte bereits gemietet. Somit war die Hütte keine Option zum übernachten. Wir füllten uns nach einem kurzen Gespräch noch frisches Wasser ab. Erstmals kam mein 10 Liter Wassersack zum Einsatz. Den Wasservorrat im Hochland sollte man gut planen, da es nur begrenzte Möglichkeiten gibt. Mein Bike fühlte sich mit den 70kg Gewicht aufgrund der zusätzlichen Wasser- und Essensvorräte inzwischen wie ein Schwerlastenrad an. An steilen Hängen blieb mir nur noch absteigen und schieben übrig. Ein Stückchen später fanden wir ein schönen Platz zum zelten.

Am nächsten Morgen kamen wir gut voran. Wir hatten endlich wieder Rückenwind. Mittags erreichen wir die Hochlandpiste Kjölur (Straße 35). Die Kjölur- Route führt durch die Wildnis des westlichen Hochlands. Sie verläuft zwischen den Gletschern Langjökull und Hofjökull. Der Straßenzustand wurde zunehmend schlechter. Die Kjölur besteht über weite Strecken aus Wellblech, Schotter und größeren Steinen. Als Radler kommt man hier nur langsam voran. Das Wetter war grau,neblig und ziemlich kühl.
Unterwegs machten wir an der Áfangi- Hütte Mittagspause. Dort gab es heißen Kaffee und wir konnten uns aufwärmen. Nach einer Pause radelten wir weiter Richtung Hveravellir. Die Fahrt führte durch eine einzigartige Mondlandschaft. Man fühlte sich tatsächlich wie auf einem anderen Planten.
Abends erreichten wir schließlich Hveravellir. Es handelt sich hierbei um ein Geothermalgebiet. Es gibt dort auch eine Hütte mit einem Campingplatz. Eines der Highlights in Hveravellir ist ein schöner Natur- Hot Pot. Nachdem die Zelte aufgebaut waren verbrachten wir den restlichen Abend im warmen Wasser.
Nach einer erholsamen Nacht prasselten am nächsten Morgen Regentropfen an meine Zeltwand. Die Motivation aus dem warmen Schlafsack zu schlüpfen war gleich Null. Wir beschlossen deshalb einen Ruhetag einzulegen. Mittags hörte es auf zu Regnen und wir erkundeten das sehr empfehlenswerte Geothermalgebiet rund um Hveravellir. Es gibt dort Heißwasserquellen, etwa die von Sinterterrassen umgebene Blaue Quelle, Fumarolen und die fauchende Solfatare (dt. „Brüllender Hügel“). Den Abend verbrachten wir wieder im Natur- Hot Pot.
Am nächsten Tag fuhren wir weiter auf der Kjölur (Straße 35) Richtung Süden. Die Fahrt führte uns weiterhin durch eine karge Mondlandschaft. Das Wetter klarte etwas auf und in der Ferne konnten wir die Gletscher Langjökull und Hofjökull sehen. Unterwegs kamen wir an der Kreuzung zum Kerlingarfjöll vorbei. Es handelt sich hierbei um ein beliebtes Wandergebiet mit bunten Bergen und Thermalquellen. Da wir keine Lust auf den Umweg zum Kerlingarfjöll hatten, radelten wir auf der Kjölur weiter. Wir wurden auf der Wellblechpiste ordentlich durchgeschüttelt. Die Straßenqualität wurde immer schlechter und man musste sich beim fahren konzentrieren, um nicht an einem Felsbrocken hängen zu bleiben.

Nachmittags erreichen wir die Hütte Árbúðir. Dort gab es heißen Kaffee und einen leckeren Karottenkuchen. Die Hüttenwirtin erzählte mir, dass Sie sonst als Grundschullehrerin in Reykjavík arbeitet und während der Sommerferien sich um die Hütte kümmert. Es ist für Sie der perfekte Ort um abzuschalten und in der Natur die Ruhe zu genießen. Von der Hütte hat man einen tollen Ausblick auf den Gletscher und einen Fluss. Man kann dort auch Campen. Wir beschlossen unsere Zelte aufzuschlagen und dort zu nächtigen.

Am darauf folgenden Morgen fuhren wir zeitweise auf einem kleinen Weg parallel zur Kjölur Richtung Hvítárvatn. Der Abstecher zum See mit Gletscherblick ist sehr empfehlenswert. Nach mehreren grauen Tagen kam endlich wieder die Sonne zurück. Es wurde ein herrlicher Tag mit blauem Himmel.
Nachmittags verließen wir nach 5 Tagen in der Wildnis das Hochland. Der Straße 35 war nun wieder geteert. Eine Wohltat!
Unser nächstes Ziel war der Wasserfall Gullfoss. Wie es dort weiterging erfährst du in meinem nächsten Blogbeitrag zum „Golden Circle“.