Valdresflye – Norwegen 2020 (Teil V)

Valdresflye – Norwegen 2020 (Teil V)

Valdresflye

Nach der schönen Bootsfahrt über den Bygdin habe ich meine Radtour in Norwegen über die Landschaftroute Valdresflye fortgesetzt. Es handelt sich hierbei um eine der insgesamt 18 Landschaftsrouten in Norwegen. Die Valdresflye verläuft auf der Straße 51 und ist Teil der Nationalen Radroute Nr. 5. Es handelt sich um die zweithöchste Passstraße Norwegens. Die Straße über die Valdresflye ist von ca. Anfang April bis ca. Mitte November befahrbar.

Eine weitere schöne Radtour in der Gegend kann man auf dem Jotunheimvegen machen. Der Jotunheimvegen ist eine 45 Kilometer lange Schotterstraße. Sie führt am See Vinstre entlang bis zur Ortschaft Skåbu.

Die Fahrt durch die offene Gebirgslandschaft bietet einen atemberaubenden Anblick auf die Gipfel des Nationalparks Jotunheimen. Die Valdresflye hat einige längere Anstiege und ist in der Hauptsaion relativ stark befahren. Ich hatte jedoch zum Glück die Straße fast für mich alleine, da aufgrund der Reisebeschränkungen im Jahr 2020 nur verhältnismäßig wenige Touristen in Norwegen unterwegs waren.

Wenn man eine Radtour über die Valdresflye plant sollte man daran denken, dass offene Flächen im Gebirge oft sehr windig sind. Die Temperatur in der Region bewegt sich auch im Hochsommer oft nur bei ca. 10 Grad. In Norwegen sollte man auf den Hochebenen auch im Hochsommer auf einstellige Temperaturen tagsüber und auf leichten Nachtfrost eingestellt sein. Entsprechend warme Kleidung und ein guter Schlafsack gehört also unbedingt ins Gepäck.

Der höchste Punkt der Valdresflye befindet sich auf 1.389 m. In der Nähe gibt es einen Rastparkplatz mit einem Aussichtspunkt und einem Restaurant, in dem man sich aufwärmen kann.

Nachdem ich den höchsten Punkt der Valdresflye erreicht hatte ging es wieder bergab Richtung dem See Gjende. Der See Gjende ist ein wichtiger Startpunkte für fantastische Wanderungen im Jotunheimen Nationalpark. Die berühmteste Wanderung in der Gegend ist der Aufstieg zum Besseggen- Grat. Der Ausgangspunkt ist die DNT- Berghütte Gjendesheim oder Memebru. Die Wanderung über den Besseggen ist 14 km lang und man überwindet dabei ca. 1200 Höhenmeter. Leider war ich an dem Tag meiner Ankunft in Gjendesheim etwas erkältet. Ich habe mich deshalb entschieden diese Wanderung auszulassen.

Nach einer kleinen Rast am Gjende See ging meine Tour auf der Straße 51 Richtung Vagamo weiter. Man kann hier eine Abfahrt von über 1.200 Höhenmetern genießen. Auf der Seite der Straße fließt ein reisender Gebirgsfluss entlang. Es empfiehlt sich in der Nähe von Randsverk einen Abstecher zur Ridderspranget zu machen. Hier hat man einen tollen Blick auf den Fluss Sjoa. In Vagamo ging es dann weiter auf der Straße 468 nach Lom. Man kann auch alternativ über die Straße 15 fahren. Diese ist jedoch sehr stark befahren.

In Lom gibt es eine uralte und wunderschöne Stabskirche aus Holz. Die Lomskykja ist eine der größten und schönsten Stabkirchen in Norwegen. Der Baubeginn der Stabkirche war um das Jahr 1158. Das alte Holz der Kirche riecht herrlich.

Wie es auf meiner Radtour durch Norwegen danach weiter ging, erfährst du in meinem Artikel zum Sognefjellet.
Mjølkevegen – Norwegen 2020 (Teil IV)

Mjølkevegen – Norwegen 2020 (Teil IV)

Mjølkevegen

Nach meinem Ruhetag in dem Wintersportort Geilo radelte ich weiter in die nahegelegene Stadt Gol. Hier startet der Mjølkevegen – „Die Milchstraße“. Die Strecke führt von Gol durch eine schöne und sehr ruhige Berg- und Almlandschaft bis nach Vinstra. Sie verläuft dabei durch weite Teile der Region Valdres. Der Mjølkevegen ist Teil der Nationalen Fahrradroute Nr. 5.
Die gesamte Route (via Slettefjellet) beträgt ca. 220 km und man überwindet dabei 4.865 Höhenmeter. Es gibt zu der Route über das Slettefjellet noch eine schöne Alternativstrecke über den See Bygdin und Eidsbugarden. Diese Strecke ist dann ca. 250 km lang.

Ich entschied mich für die Alternativstrecke bis zum See Bygdin. Vom Bahnhof in Gol ging es dann Los in Richtung Storefjell. Der Mjølkevegen ist sehr gut ausgeschildert und die meiste Zeit hat man die Wege für sich allein. Nur ein Teil des Mjølkevegen ist auch von Autos befahren. Diese Abschnitte sind jedoch sehr verkehrsarm. Unterwegs kann man die tolle Aussicht auf die Almlandschaft genießen. Entlang der Strecke gibt es viele Weiden und Bauernhöfe. Der Weg besteht größtenteils aus Schotterwegen. Den Mjølkevegen fährt man am besten mit einem Mountainbike oder einem Reiserad.

Auf der „Milchstraße“ gibt es ein paar Lodges wo man einkehren oder auch übernachten kann. Die Region ist unter anderem für ihre Käseprodukte bekannt. Unterwegs hat es nur sehr wenige Einkaufsmöglichkeiten. Es empfiehlt es sich deshalb Proviant mitzunehmen.
Von Storefjell fährt man weiter Richtung Vaset. Man fährt dabei über den Staudamm des Sees Tisleifjorden und die Hochebene Stølsvidda. Unterwegs gibt es auch einen schönen Shelterplatz mit Feuerstelle.
In Vaset geht es dann auf Schotterstraßen entlang einiger Seen und einer tollen Landschaft mit einem herrlichen Ausblick weiter. Die Alternativroute des Mjølkevegen führt weiter Richtung Vang. Hierzu fährt man an der rechten Seite des Sees Nørdre Syndin entlang. An manchen Stellen muss man sein Rad schieben, da man sonst im Matsch versinkt. Ein kleiner Streckenabschnitt ist sehr sumpfig und an einer Stelle muss man einen kleinen Fluss furten. Die Brücke für Radfahrer hat es leider weggespült. Nach dem Abstecher durch den Sumpf wartete jedoch eine tolle Abfahrt mit ca. 600 Höhenmetern auf mich.

Als ich in Vang Abends ankam war es schon dunkel. In dem Ort gibt es einen schönen Campingplatz. Auf norwegischen Campingplätzen gibt es meistens einige kleine Hütten in denen man übernachten kann. Diese sind vor allem bei schlechtem Wetter sehr begehrt. Die App von Norcamp bieten eine tolle Übersicht der Campingplätze in Norwegen. Man kann die App auch für alle anderen skandinavischen Länder nutzen.

Am nächsten Morgen brach ich mit meinem Drahtesel Richtung Eidbusgarden auf. Um die vielbefahrene E16 zu umfahren, kann man am Nordufers des Sees Vangsmjøsa nach Øye fahren. Die Eurostraßen sollte man als Radfahrer möglichst meiden. Diese sind sehr stark befahren und vergleichbar mit Schnellstraßen in Deutschland.

In Tyin­krysset fährt man dann weiter auf der Fylkesstraße 53 und danach auf der Straße 242. Dort folgt man dem See Tyin entlang des rechten Flussufers. Die Temperatur in dieser Gegend ist deutlich kälter. Mein Navi zeigte nur noch 2 Grad an. Kurz vor Eidbusgarden habe ich eine riesige Herde mit Rentieren gesehen. Ich war allerdings so fasziniert und überrascht das ich leider meine Kamera nicht rechtzeitig auspacken konnte, bevor das Rudel die Flucht ergriff.

Im Schneeregen kam ich dann in Eidbusgarden an. Eidbusgarden liegt im Jotunheimen Nationalpark. Es handelt sich hierbei um ein sehr beliebtes Wandergebiet in Norwegen. In Eidbusgarden gibt es eine urige Wanderhütte des norwegischen Wandervereins DNT. Die Hütte ist bewirtschaftet und bietet viele Übernachtungsmöglichkeiten. Ich kann die Location sehr empfehlen. Da es dort so gemütlich war entschied ich mich zwei Nächte zu bleiben. Am ersten Abend traff ich drei deutsche Wanderer die lustigerweise auch in der Nähe meiner Heimatstadt leben. Wir tranken ein paar Bier und hatten einen lustigen geselligen Abend. Apropos Bier – Wenn man in Norwegen in einem Restaurant/Gaststätte ein Bier trinken möchte, muss man dafür mindestens 10 Euro locker machen.

Nach einem Ruhetag ging es dann mit einer Bootsfahrt über den See Bygdin auf dem Schiff „Bitihorn“ weiter. Das Schiff fährt nur von Ende Juni bis ca. Mitte September zwei Mal täglich über den See. Die Fahrt dauert etwa zwei Stunden und ist wirklich empfehlenswert.

Wie es nach meiner Fahrt über den Bygdin weiterging erfährst du in meinem nächsten Artikel zur Landschaftroute Valdresflye.

Rallervegen – Norwegen 2020 (Teil III)

Rallervegen – Norwegen 2020 (Teil III)

Rallervegen

Wenn man einen Norweger nach dem schönsten Radweg fragt, wird man oft den Rallervegen als Empfehlung bekommen. Die Strecke verläuft parallel zur Bergenbahn und Flåmbahn. Der Rallervegen führt durch den Hallingskarvet- Nationalpark. Die bekannteste Route ist ca. 80 Kilometer lang und beginnt bei Haugastøl auf rund 1000 Metern. Sie schlängelt sich an Finse, Hallingskeid und Myrdal vorbei und führt schließlich zum Dorf Flåm am Aurlandsfjord. Eine weitere Wegvariante führt von Myrdal aus nach Voss. Der Rallarvegen ist Teil der Nationalen Fahrradroute 4 in Norwegen.

Ich entschloss mich für beide Streckenabschnitte des Rallervegen. Bevor ich in Voss aufbrach habe ich mich noch für mehrere Tage mit Lebensmittel eingedeckt. Auf dem Rallervegen gibt es keine Einkaufsmöglichkeiten.

Der Streckenabschnitt zwischen Voss und Myrdal ist größtenteils asphaltiert. Die Aussicht auf den rauschenden und kristallklaren Fluss am Wegesrand war unbeschreiblich schön. Was die Trinkwasserversorgung in der Wildnis angeht, hat man in Norwegen normalerweise keine Probleme. Das Wasser aus schnell fliesenden Gewässern (Flüssen) kann man im Regelfall bedenkenlos trinken. Ich hatte zur Sicherheit einen Wasserfilter dabei, hab diesen jedoch fast nie benutzt. Das Wasser aus stehenden Gewässern sollte man nicht trinken!

Zwischen Upsete und Myrdal muss man eine Station mit der Bahn durch den Gravhalstunnel fahren, da es für diesen Abschnitt keine direkte Umgehung für Radfahrer gibt. Man kann die Tickets Online in der App von der Norwegischen Bahngesellschaft VY buchen. Eine Fahrradmitnahme ist möglich. Die Fahrt dauert lediglich 5 Minuten.

Vom Bahnhof in Myrdal ging es für mich weiter Richtung Flåmtal. Es empfiehlt sich die Abfahrt nach Flåm mit möglichst wenig Gepäck am Fahrrad zu machen, da diese stellenweise sehr steil ist. Eine Zwischenlagerung des Gepäcks ist im Bahnhof von Myrdal möglich, falls man wieder mit der Flåmsbahn zurückfahren möchte. Der erste kürzere Teil der Abfahrt ins Flåmtal führt über 21 Serpentinen mit 18% Gefälle abwärts. Nach diesem ersten sehr steilen Teilstück geht es für die nächsten 15 Kilometer wieder gemächlicher und konstant abwärts in das Dorf Flåm am Aurlandsfjord. Das Flåmtal ist ein absolutes Highlight für Radfahrer und Wanderer. Hier durchquert man eine traumhafte Bilderbuchlandschaft. Als ich Flåm ankam, gönnte ich mir erst mal bei einer Bäckerei eine der leckeren norwegischen Zimtschnecken. Die sogenannten Kanelboller sollte man sich in Norwegen auf keinen Fall entgehen lassen.

Eine Fahrt mit der Flåmsbana soll zu den schönsten Bahnstrecken der Welt gehören. Ich entschied mich deshalb für eine Fahrt von Flåm zurück nach Myrdal und wurde nicht enttäuscht. Die alten Zugwaggons der Flåmsbahn sind noch sehr gut erhalten. Unterwegs kommt man an tosenden Wasserfällen vorbei.

Am Bahnhof in Myrdal schnappte ich mir wieder mein Gepäck und machte mich auf den Weg nach Hallingskeid und Finse. Dieser Streckenabschnitt des Rallervegen ist komplett frei von Autoverkehr. Hier trifft man nur gelegentlich andere Mountainbiker, Wanderer und einige Schafe. Der komplette Streckenabschnitt besteht hier aus groben Kies- und Schotterwegen. An einigen Stellen ist es schwer mit viel Gepäck zu fahren. Am besten befährt man den Rallervegen mit einem Mountainbike oder einem soliden Reiserad. Die Strecke ist vor allem zwischen Hallingskeid und Finse anspruchsvoll.

Auf der Höhe von Finse und dem höchsten Punkt der Strecke auf 1.343 Meter habe ich ca. 20 Schneefelder durchquert. An manchen Stellen muss man sein Gepäck komplett abladen und das Rad über vereiste und verschneite Felsvorsprünge tragen. Die Anstrengungen und Mühen sind es jedoch auf jeden Fall wert. Der Rallervegen ist meistens nur zwischen Juli und September befahrbar, da hier sonst zu viel Schnee liegt.

Die Wildcampingspots auf dem Rallervegen sind genial. So viel Natur und Wildnis bekommt man auf Radwegen nur selten geboten. Apropos Wildcamping. Das Jedermannsrecht ist in Norwegen ein traditionelles Recht aus uralten Zeiten. Man kann in Norwegen überall auf dem Land sowie in den Wäldern oder Bergen sein Zelt für eine Nacht aufstellen. Ausgenommen hiervon sind bewirtschaftete Felder und Rastplätze. Man sollte aber darauf achten einen Mindestabstand von 150 Metern zum nächsten bewohnten Haus bzw. zur nächsten bewohnten Hütte einzuhalten.
Beim Zelten entlang des Rallervegen ist man mit einem zusätzlichen Moskitonetz gut beraten. Vor allem entlang von Flüssen und Seen wird man hier ohne Moskitonetz/Spray von den Biestern aufgefressen.

Nach zwei Tagen auf dem Rallvegen bin ich in Haugastøl angekommen. Ab hier ging meine Fahrt wieder in die Zivilisation zurück. Mein nächstes Ziel war der Winterskiort Geilo. Da für die nächsten 30 Stunden Starkregen angesagt war, entschied ich mich für ein trockenes Plätzchen in einem Hotel in Geilo. Am nächsten Tag legte ich einen Ruhetag ein.

Wie es auf meiner Radreise durch Norwegen danach weiterging, erfährst du in meinem nächsten Blogbeitrag zum Mjølkevegen.

Hardangerfjord – Norwegen 2020 (Teil II)

Hardangerfjord – Norwegen 2020 (Teil II)

Hardangerfjord

Meine ersten Tage in Norwegen am Lysefjord und der Region Ryfylke waren landschaftlich sehr spektakulär. Man hatte die ganze Zeit das Gefühl durch eine Bilderbuchlandschaft zu fahren. Die tollen Landschaftspanoramen blieben mir auch nach meiner Ankunft in Sunde und während der Fahrt entlang des Hardangerfjord erhalten. Ich folgte der Straße 48 und 551. Die Straßen waren sehr ruhig und nur wenig befahren.

Das eher untypisch schöne und heiße Wetter für Fjord- Norwegen blieb mir auch die nächsten Tage erhalten. Eine tolle Möglichkeit zum Check der präzisen Wetterlage in Norwegen bietet die norwegische App von yr.no.

In dem Örtchen Enes fand ich einen tollen Campingplatz mit Blick aufs Fjord. Der Campingplatz wurde von einem älteren Ehepaar betrieben. Die beiden waren so begeistert von meiner Radtour, dass ich gleich zu Kaffee und Kuchen eingeladen wurde. Was will das Radlerherz mehr. Es war zudem der günstigste kostenpflichtige Zeltplatz meiner Norwegenreise (35 Kronen = ca. 3,50 Euro). Apropos Geld – Norwegen ist inzwischen eine fast bargeldlose Gesellschaft. Man kann fast überall und alles mit der Kreditkarte bezahlen. Bargeld ist wohl fast schon verpönt. Während meiner gesamten Reise habe ich nur zwei Mal kleinere Bargeldbeträge benötigt.

Am nächsten Tag habe ich einen kleinen Abstecher ins Sunndal/Bondhusdalen gemacht. Das Tal liegt zentral im Folgefonna- Nationalpark. Vom Wanderparkplatz aus folgt man einem Schotterweg bis zum 190 Meter hoch gelegenen Gletscheree Bondhusvatnet. Der Blick auf den Gletschersee mit den kleinen Holzbooten und dem Gletscher im Hintergrund ist spektakulär und erfreut sich einer hohen Beliebtheit. Der Pfad führt weiter entlang des Sees hinauf ins Vetledalen auf 320 Meter, wo man einen tollen Ausblick zum Gletscher hat.

Mein nächstes Ziel war die Stadt Odda am Hardangerfjord. Um dort hinzugelangen musste ich jedoch erstmal durch den 11 km langen Folgefonna- Tunnel kommen. Der Tunnel ist für Radfahrer gesperrt. Insofern bin ich nach einer zweistündigen Wartezeit in den nächsten Bus gestiegen und nach Odda gefahren. Die Fahrradmitnahme im Bus war kein Problem. Fast jeder Linien- und Reisebus in Norwegen hat mehrere große Gepäckfächer wo mein sein Fahrrad problemlos einladen kann. Für das Fahrrad muss man jedoch einen Aufpreis bezahlen, der meist 30- 50% des Personenfahrpreises beträgt. Das Ticket kann man meistens per App bei dem jeweiligen Linienbetreiber (je nach Region unterschiedlich) Online buchen oder direkt im Bus kaufen.

In Odda habe ich einen schönen Campingplatz an einem Gletschersee gefunden. Mit Blick auf den See habe ich erstmal mein Zelt aufgeschlagen und bin in das eiskalte Wasser gesprungen.

Beim Einkaufen in Odda musste ich die bittere Erfahrung machen, dass man in Norwegen am Sonntag kein Bier kaufen kann. In Norwegen gibt es bzgl. der Verkaufszeiten von Alkohol sehr strenge Gesetze. Ich hatte jedoch das Glück, dass mich meine Zeltnachbarn am Campingplatz zu einem eiskalten Radler einluden. Diese hatte ich bereits einige Tagen zuvor mit ihrem Camper am Preikestolen gesehen.

Für den nächsten Tag habe ich eine Wanderung zur berühmten Trolltunga geplant. Am Zeltplatz in Odda gibt es einen Shuttlebus, der einen zum Ausgangspunkt der Wanderung in Roldal bringt. Die Tickets für den Shuttlebus sollte man im Vorfeld Online buchen. Früh Morgens um 5 Uhr ging es dann los.

Die Wanderung zur Trolltunga (1180 Meter über dem Meeresspiegel) führt durchs Hochgebirge, ist lang und körperlich vor allem auf dem Rückweg anstrengend. Man sollte in guter Verfassung sein, wenn man diese Wanderung am Stück bewältigen möchten. Dafür wird man mit einer herrlichen Aussicht belohnt. Die Rundwanderung von Skjeggedal aus ist 28 Kilometer lang und man überwindet dabei ca. 800 Höhenmeter. Die Dauer der Wanderung beträgt 10 bis 12 Stunden. Einige Wanderer hatten ihr Zelt für eine Zwischenübernachtung dabei. Ich empfand die Wandung als eines der Highlights meiner Norwegenreise.

Mit ziemlich schweren und müden Beinen ging es am nächsten Morgen wieder mit dem Drahtesel weiter entlang des Hardangerfjord Richtung Vossevangen. Die Straße 550 am linken Fjordufer ist hierfür aufgrund des geringeren Verkehrsaufkommens am besten geeignet.

Nach meiner Ankunft in Vossevangen ging es weiter auf dem Rallervegen. Es handelt sich hierbei um die wohl beliebteste Radtour in Norwegen.

Mehr dazu erfährst du in meinem nächsten Artikel zum Rallervegen.

Lysefjord & Ryfylke – Norwegen 2020 (Teil I)

Lysefjord & Ryfylke – Norwegen 2020 (Teil I)

Lysefjord

Endlich war es soweit! Norwegen hat seine Grenzen für Touristen Mitte Juli 2020 wieder geöffnet. Ich entschied mich deshalb meine lang geplante Radtour durch Norwegen in die Tat umzusetzen. Anfang August ging es dann los. Für die Anreise nach Norwegen bin ich mit der Fähre der Rederei Fjord Line von Hirtshals in Dänemark nach Stavanger (Lysefjord und Region Ryfylke) gefahren.

Bei der Buchung der Fähre empfiehlt es sich möglichst früh zu buchen, da man so einiges an Geld sparen kann. Wenn man die Fahrt auf der norwegischen Website von Fjord Line bucht, ist es zudem nochmals günstiger als auf der deutschen Website. Die Überfahrt dauerte ca. 11 Stunden. Bei der Überfahrt besteht Kabinenpflicht, da die Fahrt über Nacht erfolgt.

Früh Morgens bin ich dann in Stavanger angekommen. Der Hafen von Stavanger ist etwa 15 Kilometer vom Stadtzentrum entfernt. Ein Radweg vom Hafen zum Stadtzentrum ist fast durchgehend vorhanden und gut ausgeschildert. Eine gute Übersicht der Nationalen Radwege in Norwegen findet man auf der Seite von Visit Norway. Allerdings sollte einem bewusst sein, dass die Nationalen Radwege in Norwegen oft auf der Straße verlaufen und man sich diese mit allen anderen Verkehrsteilnehmern teilt.

Auf dem Weg nach Stavanger kommt man an einer Skulptur mit drei großen Schwertern vorbei, wo sich ein kurzer Abstecher lohnt. In Stavanger habe ich einen Spaziergang in der Altstadt gemacht. Hier gibt es einige schöne Staßen mit vielen bunten Häuschen. Besonders zu empfehlen ist die Straße „Fargegaten“. Hier kann man sich gemütlich in ein Café sitzen und das Flair der Altstadt genießen.

Nach einem kurzen Aufenthalt in Stavanger ging es mit meinem Drahtesel auf dem Nationalen Radweg 2 in Richtung Lysefjord weiter. Der Lysefjord ist 42 km lang und an der tiefsten Stelle knapp 500 Meter tief. Zu den bekanntesten Naturdenkmälern des Fjords gehören das Felsplateau Preikestolen und der majestätische Berg Kjerag. Die höchsten Berggipfel rund um den Lysefjord erreichen eine Höhe von ca. 1000 Metern.

Ich entschloss mich zu einer Fährüberfahrt auf dem Lysefjord. Die Fahrt von Lauvikk über Forsand nach Lysebotn dauert etwa zweieinhalb Stunden und ist sehr zu empfehlen. Die Fähre kann man entweder Online im Voraus oder direkt an Bord buchen. Auf der Fähre traf ich eine deutsche Familie die vor einigen Jahren nach Norwegen ausgewandert ist und auf einer Radtour von Stavanger nach Oslo unterwegs war. Es war ein sehr interessantes Gespräch und ich habe einige tolle Tipps für meine Radtour bekommen.

In dem Örtchen Lysebotn habe ich meine erste Nacht in Norwegen verbracht. Es gibt hier einen schönen Campingplatz direkt am Ufer mit einem spektakulären Fjordblick. Am nächsten Morgen stand der erste Konditionstest meiner Radtour an. Auf der Lysevegen erklimmt man die ersten 860 Höhenmeter auf gerade einmal 8,3 Kilometern. Dies entspricht einer durchschnittlichen Steigung von mehr als zehn Prozent. Damit kann die Lysevegen auch mit den schwierigsten Alpenpässen mithalten. Diese Passstraße ist bis heute eine der spektakulärsten weltweit. Über 27 Haarnadelkurven erklimmt man die 640 Höhenmeter bis zum Aussichtsrestaurant Oygardsstol.

Dort beginnt am Parkplatz die Wanderung zum Kjerag. Es empfiehlt sich früh loszugehen, da diese Wanderung in Norwegen sehr beliebt und entsprechend frequentiert ist. Die Wanderung zum Kjerag dauert insgesamt ca. sechs Stunden. Die Strecke ist rund 11 Kilometer lang. An einigen Stellen muss man sich mithilfe von Stahlseilen hochziehen oder hinunterrutschen. Der Blick auf den Kjerag Bolten und ins Fjord ist dafür atemberaubend und absolut lohnenswert.

Nach einem anstrengenden Tag mit vielen Höhenmetern habe ich eine weitere Nacht auf dem Campingplatz in Lysebotn verbracht und bin am nächsten Morgen mit der Fähre auf dem Lysefjord zurück nach Forsand gefahren. Mein nächstes Ziel war das Felsplateau Preikestolen. Die Strecke verlief an ruhigen Küstenstraßen entlang. Die Fahrt von Forsand in Richtung Preikestolen führte über Teile der Landschaftsroute Ryfylke. Diese verläuft zu großen Teilen auf der Straße 13.

In Norwegen gibt es insgesamt 18 Landschaftsrouten. Es handelt sich hierbei um landschaftlich sehr schöne und empfehlenswerte Touristenrouten mit vielen Sehenswürdigkeiten. Eine Übersicht mit den Streckendaten und Bildern findet man auf der Seite von Nasjonale turistveger.

Einige Kilometer vor dem Wanderparkplatz des Preikestolen gibt es einen großen Campingplatz. Der Campingplatz ist allerdings touristisch sehr überlaufen und auch entsprechend teuer. Zudem ist es hier tagsüber sehr laut, da der Helikopterlandeplatz für die Rundflüge zum Preikestolen gleich daneben ist. Der Preikestolen ragt 604 Meter über den Lysefjord. Der Aufstieg gehört zu den beliebtesten Wanderungen Norwegens. Die Wanderung zum Preikestolen dauert insgesamt vier Stunden. Die gesamte Strecke ist ca. 9 Kilometer lang. Auf der Tour überwinden man einen Höhenunterschied von rund 500 Metern. Der Blick über den Lysefjord ist einfach nur schön.

Nach der Wanderung zum Preikestolen habe ich meine Tour auf der Landschaftsroute Ryfylke bis nach Hjelmeland fortgesetzt. Unterwegs gab es ein paar längere Tunnel, die für Radfahrer verboten sind. Es gab jedoch entsprechende Ausweichmöglichkeiten auf den alten Straßen um die Tunnels herum. Die Aussicht war hier allemal schöner als in einer schwarzen Röhre. In Norwegen gibt es über 1000 Straßentunnel. Viele dieser Tunnel sind für Radfahrer verboten. Man muss seine Tour also entsprechend planen. Eine tolle Übersicht zu den Tunnels und der Befahrbarkeit für Radfahrer gibt es auf der Website von Cycletourer.

Da auf der Route 13 der Autoverkehr merklich zugenommen hat, habe ich meine ursprünglich Route in Richtung Hardangerfjord umgeplant. In Hjelmeland habe ich die Fähre in Richtung einiger ruhiger Inseln (Ombo,Helgoy und Nedstrand) entlang der Nordseeküste genommen. Die kleineren Fähren in Norwegen sind für Radfahrer meist kostenlos. Eine gute Übersicht über die Fahrpläne der Fähren und über die Abfahrtszeiten findet man unter anderem auf der Seite von Fjord1.

Die Route über die Insel Ombo in Richtung Nedstrand war eindeutig die richtige Entscheidung gewesen. Hier hat man auf der Straße fast nur Schafe als Gegenverkehr angetroffen. Meine Tour von Nedstrand nach Haugesund verlief weiterhin über ruhige Sträßchen an der Küste entlang. Auf einem Campingplatz in Sandvik habe ich eine nette norwegische Familie kennengelernt. Ich wurde zum Grillen eingeladen und wir verbrachten einen schönen gemeinsamen Abend miteinander. Von der Stadt Haugasund ging die Fahrt auf dem Nationalen Radweg 1 nach Leirvik weiter. Von dort bin ich dann mit dem Schnellboot weiter nach Sunde gefahren.

Wie es danach weiterging, erfährst du in meinem nächsten Artikel zum Hardangerfjord.