Westfjorde – Island 2021 (Teil X)
Westfjorde
Vom Dynjandi radelte ich am nächsten Morgen auf der Str. 60 weiter Richtung Hellulaug. Der Weg führte über eine wilde Erdpiste. Dabei waren mal wieder ca. 1.000 Höhenmeter zu überwinden. Die wenigen Autofahrer unterwegs feuerten mich an und verpflegten mich mit Wasser und Vesper.
An den beiden darauf folgenden Tage fuhr ich auf der Str. 54 von Stykkishólmur nach Borgarnes. Die Halbinsel Snæfells ist ebenfalls sehr empfehlenswert zum radeln. Allerdings ist dort wieder deutlich mehr Verkehr als in den Westfjorden auf den Straßen anzutreffen. In Borgarnes entschied ich mich aufgrund der schlechten Wetterlage im Südwesten Islands für eine lange Busfahrt auf die andere Seite Islands Richtung Ostfjorde. Ich nahm hierzu den Bus nach Akureyri.
In Akureyri gönnte ich mir nach 55 Übernachtungen im Zelt in Folge das erste Mal ein Hotel. Das Gefühl nach so einer langer Zeit in einem weichen Bett zu liegen ist unbeschreiblich. Da ich den gleichen Weg von Akureyri nach Möðrudal bereits vor einigen Wochen geradelt bin, verzichtete ich aus Zeitgründen auf eine erneute Fahrt mit dem Rad und nahm einen weiteren Bus.
Wie es auf meiner Reise weiterging, erfährst du in meinem nächsten Beitrag zu den Ostfjorden.
Fagradalsfjall – Island 2021 (Teil IX)
Fagradalsfjall
Immer wieder schaute ich auf die Webcams am Vulkan und auf die Seite des isländischen Wetterdienstes und hoffe auf einen Anstieg des Tremor. Spät Abends stieg die Kurve auf dem Tremor nach einigen Tagen stillstand endlich wieder an. Wenn die Kurven steigen, kündigt sich eine Eruption an. Das bedeutete eine kurze Nacht für mich. Ich stelle meinen Wecker auf 4 Uhr Morgens. Im ersten Morgengrauen schwang ich mich auf mein Rad und fuhr die 10 Kilometer vom Campingplatz zum Vulkan. Am Horizont konnte man bereits das Leuchten der Lava im rot erhellten Nachthimmel sehen. Mein Rad stelle ich am provisorischen Wanderparkplatz ab.
Auf der Website von safetravel.is gibt es eine gute Karte mit den verschiedenen Wegen zum Vulkan. Ich entschied mich für den Weg C über den Bergrücken des Langihryggur. Dies ist der Weg östlich des Lava-Feldes. Nach mehreren steilen Anstiegen und Abstiegen geht es immer näher an den Vulkan und in Richtung des Meradalir Tales. Der Weg ist ca. 5 Kilometer weit. Nach ca. 2 Stunden erreichte ich den Aussichtspunkt.
Nach 10 Stunden auf dem Aussichtspunkt machte ich mich Nachmittags wieder auf den Rückweg. Unterwegs machte ich einen Abstecher zum Lava- Feld im Natthagi-Tal. Man sollte das erkaltete Lavafeld keinesfalls betreten, da es in der Regel noch unterirdische Lava-Ströme gibt, die ca. 1.000°C heiß sind. Vom Parkplatz radelte ich zurück nach Grindavik und verbrachte eine weitere Nacht auf dem Campingplatz.
Am nächsten Tag ging es auf der Straße 43 und 41 nach Reykjavík. Mein nächstes Ziel waren Islands Westfjorde. Ich beschloss ein Stück der Ringstraße mit dem Bus zu überbrücken. Die Ringstraße im Großraum Reykjavík sollte man als Radler meiden, da diese viel zu stark befahren ist. Ich fuhr mit dem Bus bis Befröst und radelte von dort auf der Ringstraße weiter bis Staðarskáli. Dort bog ich auf die Straße 68 ab. In der Abenddämmerung erreichte ich einen kleinen Campingplatz in Borðeyri. Wie es auf meiner Reise weiterging, erfährst du in meinem nächsten Beitrag zu Islands Westfjorden.
Thorsmörk – Island 2021 (Teil VIII)
Thorsmörk
Nach einem Ruhetag in Höfn beschloss ich mit dem Bus an der Südküste nach Hella zurückzufahren. Ich wollte als nächstes nach Thorsmörk und Landmannalaugar. Das nach dem nordischen Gott Thor benannte Naturschutzgebiet Thorsmörk ist mit seinen fantastischen Landschaften ein echtes Paradies für Wanderer. Bei langen Reisen ist mir Abwechslung sehr wichtig. Ich kombiniere meine Radtouren gerne mit Wanderungen und Sightseeing.
Abends kam ich nach einer mehrstündigen Busfahrt schließlich in Hella an. Ich ging in den örtlichen Supermarkt, um mich mit Lebensmittel für die nächsten Tage einzudecken. In Thorsmörk gibt es keine Einkaufsmöglichkeiten. Im Supermarkt traf ich zufällig Frank aus Rommelshausen wieder. Ich hatte ihn bereits vor einigen Wochen am Mývatn kennengelernt. Er war bereits seit zwei Monaten auf Radtour durch Island. Frank schloss sich mir spontan an.
Nach einer Übernachtung auf dem örtlichen Campingplatz in Hella fuhren wir am nächsten Tag auf der Ringstraße und auf der Hochlandpiste F249. Die Hochlandpiste F249 bestand hauptsächlich aus Wellblechpiste und vielen Steinen. Auf dem Weg passierten wir ca. 15 Furten. Die meisten davon waren klein und einfach zu durchfahren. Die letzten beiden Furten waren sehr tief. Diese kann man nur mit einem guten 4×4 Jeep, Hochlandbus oder auf einer mobilen Fußgängerbrücke queren. Die gefährliche Strömung der Krossá sollte man keinesfalls unterschätzen. Nachmittags kamen wir schließlich in Thorsmörk an.
Es gibt vor Ort drei Campingplätze (Húsadalur, Langidalur und Basar). Wir entschieden uns für den zentral liegenden Campingplatz Langidalur. Es gibt dort auch eine Wanderhütte zum übernachten. Es war einer der schönsten Campingspots meiner Reise. Das Wetter war an diesem Tag mal wieder traumhaft. Ich hatte an der Südküste in den beiden Wochen zuvor bereits riesiges Glück mit dem Wetter gehabt. Die Südküste in Island ist eigentlich für ihr wechselhaftes und eher regnerisches Wetter bekannt.
Der Eyjafjallajökull ist zuletzt im Jahr 2010 ausgebrochen. Eyjafjallajökull ist sowohl der Name des Gletschers als auch des Vulkan-Systems, dass von diesem Gletscher bedeckt ist. Der Ausbruch des Eyjafjallajökull hatte über Island hinaus großräumige Auswirkungen. Insbesondere musste im April 2010 auf Grund der ausgetretenen Vulkanasche der Flugverkehr in weiten Teilen Europas eingestellt werden.
Nach einer weiteren Übernachtung auf dem Campingplatz Langidalur wanderte ich mit Frank am nächsten Tag entlang eines Flusstals. Die Aussicht war wieder bombastisch. Das Flusstal könnte eine Filmkulisse von dem Film „Herr der Ringe“ sein.
Weitere sehr empfehlenswerte Tageswanderungen in Thorsmörk sind die Wanderungen zur Schlucht Stakkholtsgjá und über den Bergkamm Útigönguhöfði.
Ich entspannte mich nach dem Frühstück in Hella im örtlichen Hot-Pot des Schwimmbads und plante meinen weitere Route. Da für die von mir ursprünglich geplante nächste Region „Landmannalaugar“ mehrtägige Regenschauer angesagt waren, entschloss ich mich für eine andere Fahrtrichtung. In Island sollte man seine Radtour nach Möglichkeit immer an die Wetterlage anpassen und möglichst flexibel sein.
Mein nächstes Ziel war der Vulkan Fagradalsfjall auf der Halbinsel Reykjanes. Mehr dazu erfährst du in meinem nächsten Blogbeitrag.
Islands Süden – Island 2021 (Teil VII)
Südküste
Am nächsten Morgen verabschiedete ich mich von Frank und Kerstin. Die beiden fuhren weiter Richtung Flughafen. Ihr nächstes Ziel ist Mexiko. Ich selbst setzte meine Fahrt auf der Ringstraße zum Skógafoss fort. Unterwegs traf ich Carlos aus Kolumbien. Er ist bereits seit 2 Jahren auf Fahrradweltreise. Nachmittags kam ich am Skógafoss Wasserfall an. Der Skógafoss hat eine Breite von 25 Metern und stürzt 60 Meter in die Tiefe. Ich baute mein Zelt am nahe gelegenen Campingplatz auf. Beim Campingplatz gibt es auch ein sehr gutes Restaurant.
Ich versteckte meine Packtaschen im Gebüsch und fuhr auf dem Wanderweg ca. 4 km durch eine karge Steinwüste zum Flugzeugwrack. Die Sonne brannte vom Himmel und der Wind peitschte mir ins Gesicht. Der Weg bestand aus viel Wellblechpiste und großen Steinen. Trotz allem bin ich um einiges schneller als die vielen Wanderer vorangekommen. Nach 20 Minuten erreichte ich das alte Flugzeugwrack. Am 21. November 1973 wurde die Maschine der US Navy in eisiger Kälte und Nebel ein Opfer des isländischen Wetters. Der Pilot konnte die Maschine notlanden, ohne dass eines der Besatzungsmitglieder verletzt wurde.
Nach einigen Fotos und einer kurzen Pause fuhr ich den gleichen Weg zurück und setzte meine Fahrt auf der Ringstraße fort.
Nach einem guten Frühstück schwang ich mich am nächsten Morgen wieder auf mein Rad und fuhr auf der Ringstraße weiter zu der Gletscherlagune Fjallsárlón.
Fjallsárlón ist ein Gletschersee am südlichen Ende des isländischen Gletschers Vatnajökull. Er liegt ca. 25 km von Skaftafell. Gleich neben dem Fjallsárlón befindet sich die Jökulsárlón Gletscherlagune. Das ruhige, blaue Wasser mit den Eisbergen ist malerisch schön. Man kommt sich vor als wäre man am Nordpol gelandet. Im Wasser habe ich viele Robben gesehen.
Wie es auf meiner Reise weiterging, erfährst du in meinem nächsten Beitrag zu Þórsmörk.
Vestmannaeyjar – Island 2021 (Teil VI)
Vestmannaeyjar
Ich schwang mich auf meinen Drahtesel und radelte auf der Ringstraße weiter Richtung Hella. Der Verkehr war Anfangs ziemlich nervig. Manche Autofahrer halten einfach viel zu wenig Abstand!
Nach einer kurzen Mittagspause in Hella fuhr ich von der Ringstraße ab. Es ging weiter auf den ruhigen Nebenstraßen 255, 252, 253 in Richtung Fähre. Die Fähre Richtung Westmännerinseln fährt in Landeyjahöfn ab. Sie fährt mindestens 4x am Tag. Die Zeiten variieren je nach Monat. In der Hauptsaison fährt die Fähre auch öfter. Auf den letzten Kilometern legte ich einen Sprint ein, um die nächste Fähre noch rechtzeitig zu bekommen. Der Gegenwind machte mir das Ganze nicht gerade einfach. In letzter Minute erreichte ich den Hafen und fuhr mit meinem Rad aufs Deck. Die Überfahrt nach Heimaey dauert ca. 35 Minuten und ist sehr schön.
Die Vestmannaeyjar ist eine Inselgruppe vulkanischen Ursprungs südlich der isländischen Küste, die aus 14 Inseln, 30 Schären und 30 Felsen bestehen. Heimaey ist die einzige besiedelte Insel. Nach der Ankunft am Hafen fuhr ich durch das kleine Städtchen zum Campingplatz. Es war einer der schönsten Campingplätze auf meiner Reise. Abends habe ich Kerstin und Frank wieder getroffen. Die Beiden hat es bereits einen Tag zuvor hierher gezogen.
Oben bin ich links abgebogen und folgte dem Bergrücken. Die Aussichten auf Heimaey und das blaue Meer sind spektakulär. Danach ging es rechts entlang in Richtung Hafen. Die Wege sind teilweise etwas wackelig, nicht gesichert und rutschig. Der Weg endet unten in der Stadt nahe des Hafens. Für die Wanderung benötigt man ca. 2 Stunden.
Der Vulkan Eldfell ist am 23. Januar 1973 wie aus dem Nichts ausgebrochen. Die Lava zerstörte damals viele Häuser auf der Insel. Alle Menschen mussten mit Schiffen innerhalb von Stunden evakuiert werden und konnten erst Monate später zurück auf die Insel.
Am darauf folgenden Tag bin ich mit Kerstin und Frank zum Mittagsessen in ein Restaurant am Hafen von Heimaey gegangen. Dort gab es ein sehr leckeres Mittagsbuffet. Danach fuhren wir mit der Fähre von den Westmännerinseln zurück ans isländische Festland nach Landeyjahöfn. Bei der Hafeneinfahrt bot sich der seltene Ausblick auf Wale.
Wie es auf meiner Reise in Island weiterging, erfährst du in meinem nächsten Artikel zu Islands Südküste.
Golden Circle – Island 2021 (Teil V)
Golden Circle
Nachdem Jeannette, Frank, Kerstin und ich das Hochland erfolgreich durchquert hatten, erreichen wir als nächstes den Gullfoss. Der Gullfoss ist ein Wasserfall am goldenen Zirkel. Der goldene Zirkel ist eine Touristenroute im Südwesten Island. Zu den Sehenswürdigkeiten zählen neben dem Gullfoss der Nationalpark Þingvellir, das Geothermalgebiet Haukadalur (Geysir) und der Vulkankrater Kerið.
Abends erreichen wir das Geothermalgebiet Haukadalur. Vor Ort gibt es einen größeren Campingplatz. Leider gibt es beim Strokkur keine Einkaufsmöglichkeiten. Wir haben also unseren verbleibenden Proviant zusammengekratzt und Abendessen gekocht. Danach machten wir uns auf den Weg und haben die Gegend erkundet. Das Geothermalgebiet weist eine Vielzahl von heißen Quellen auf, u.a. die Geysire, den Großen Geysir und Strokkur. Allerdings bricht nur Strokkur regelmäßig mindestens alle 10 Minuten aus. Daneben gibt es noch eine Vielzahl kleinerer heißer Quellen.
Am nächsten Morgen radelten wir auf der Str. 37 nach Úthlíð. An diesem Tag fuhren wir nur eine kurze Etappe. Die Beine waren noch müde von der Hochlanddurchquerung. In Úthlíð verabschiedeten wir uns von Jeannette. Sie musste in einen Fahrradladen nach Reykjavík, um die Felge ihres Fahrrads reparieren zu lassen. Einige ihrer Speichen waren während der Fahrt durchs Hochland gebrochen. Die rauen Pisten des Hochlands forderten Tribute.
Frank, Kerstin und ich machten uns einen gemütlichen Tag in Úthlíð. Wir entspannten uns in einem Hot- Pot. Zum Abendessen in der Gaststätte gab es leckere Lasagne mit Lammfleisch. Abends spielten wir Billard. Da wir unterschiedliche Fahrziele hatten, verabschiedeten wir uns am nächsten Tag ebenfalls von einander.
Mein nächstes Ziel war der Nationalpark Þingvellir. Meine Route führte auf der Str. 37 nach Laugarvatn. Dort konnte ich nach einer Woche endlich wieder in einem Supermarkt einkaufen. Nach einigen Wochen ohne Beschränkungen wurde in Island wegen steigender Corona- Zahlen an diesem Tag wieder die Maskenpflicht wieder eingeführt. Nachdem ich meine Vorräte aufgefüllt hatte, radelte ich auf der Str. 365 und 35 weiter Richtung Þingvellir Nationalpark. Auf der Str. 35 nahm der Verkehr wieder deutlich zu. Meine Route führte durch eine schöne Berglandschaft entlang des Þingvallavatn.
Þingvellir liegt zudem inmitten einer Grabenbruchzone. An diesem Ort wird auch das Auseinanderdriften der amerikanischen und eurasischen tektonischen Platten durch imposante Felsspalten und Risse sichtbar.
Þingvallavatn auf der sehr ruhigen Str. 360 weiter. Auf dieser Seite des Seeufers war es deutlich angenehmer zum radeln, da ich die Straße für mich alleine hatte. Im Laufe des Tages setzte ich meine Fahrt Richtung Kerið auf der Str. 351 und 35 fort. Kerið ist ein schöner Kratersee. Die Region rund um den Kerið ist sehr vulkanisch geprägt. Am Kerið muss man eine kleine Eintrittsgebühr zahlen. Dies ist sehr untypisch für Island. Alle anderen Sehenswürdigkeiten in der Natur Islands sind kostenlos zugänglich.
Das Hochland – Island 2021 (Teil IV)
Hochland
Nach einer Nacht auf dem Campingplatz in Varmahlíð ging es zu viert am nächsten Morgen weiter Richtung Hochland. Wir fuhren eine kurze Zeit auf der Straße 752 und 751. Ein Schild am Wegesrand mit der Aufschrift „Next Service in 230 km“ zeigte uns das wir auf dem richtigen Weg ins Hochland waren.
Bevor man ins Hochland fährt, sollte man sich nach dem Straßenzustand der Hochlandpisten und nach den Wetterbedingungen erkundigen. Die Hochlandpisten sind nur im isländischen Sommer mit einem 4×4 Geländewagen befahrbar. Manche Verrückte benutzen hierfür auch ein Fahrrad.
Nach kurzer Zeit bogen wir von der bisher asphaltierten Straße auf die Straße 756. Es handelt sich hierbei mehr um einen Weg der aus viel Erde, Schotter und Geröll besteht. Von dort an ging es den restlichen Tag kontinuierlich bergauf. Wir fuhren entlang eines Flusses und die Landschaft veränderte sich ständig. Die Vegetation wurde immer karger.
Am Abend erreichen wir den Aðalmannsvatn. In der Nähe befand sich eine kleine Hütte. Sie war offen, geheizt und niemand war da. Im Hochland gibt es vereinzelte Hütten, die man zum übernachten nutzen/mieten kann. Wir wärmten uns eine Weile in der Hütte auf. Nach kurzer Zeit kam eine Reitergruppe vorbei. Sie hatten die Hütte bereits gemietet. Somit war die Hütte keine Option zum übernachten. Wir füllten uns nach einem kurzen Gespräch noch frisches Wasser ab. Erstmals kam mein 10 Liter Wassersack zum Einsatz. Den Wasservorrat im Hochland sollte man gut planen, da es nur begrenzte Möglichkeiten gibt. Mein Bike fühlte sich mit den 70kg Gewicht aufgrund der zusätzlichen Wasser- und Essensvorräte inzwischen wie ein Schwerlastenrad an. An steilen Hängen blieb mir nur noch absteigen und schieben übrig. Ein Stückchen später fanden wir ein schönen Platz zum zelten.
Nachmittags erreichen wir die Hütte Árbúðir. Dort gab es heißen Kaffee und einen leckeren Karottenkuchen. Die Hüttenwirtin erzählte mir, dass Sie sonst als Grundschullehrerin in Reykjavík arbeitet und während der Sommerferien sich um die Hütte kümmert. Es ist für Sie der perfekte Ort um abzuschalten und in der Natur die Ruhe zu genießen. Von der Hütte hat man einen tollen Ausblick auf den Gletscher und einen Fluss. Man kann dort auch Campen. Wir beschlossen unsere Zelte aufzuschlagen und dort zu nächtigen.
Tröllaskagi – Island 2021 (Teil III)
Tröllaskagi
Mein nächstes Ziel war eine Umrundung der Halbinsel Tröllaskagi. Die sehr gebirgige Halbinsel liegt westlich des Eyjafjörður. Viele der Berge erreichen Höhen über 1000 m.
Nachdem ich Akureyri verlasen hatte, fuhr ich eine längere Zeit auf der Straße 82 Richtung Norden. Auf dem Weg gibt es in Hauganes einen empfehlenswerten Hot Pot mit Meeresblick. Der Ausblick aufs Fjord war atemberaubend schön. Da ich seit mehreren Tagen etwas Probleme mit meinen Knien hatte, beschloss ich einen kleinen Teil meiner Ausrüstung mit der Post nach Deutschland zurückzuschicken. Gerade in bergigen Regionen waren 60 Kilo einfach zu viel. In Dalivik gab es eine kleine Poststelle, wo ich 5kg Gepäck zurückschicken konnte. Mit erleichtertem Rad fuhr ich nach Siglufjörður weiter.
Zwischen Siglufjörður und Ólafsfjörður bin ich durch drei sehr lange Tunnel geradelt (7,1 km, 3,9 km und 3,4 km). Die Tunnels waren zeitweise nur einspurig und teilweise schlecht beleuchtet.
In Island darf man mit dem Fahrrad durch fast alle Straßentunnels fahren. Nur in den Tunneln Hvalfjörður und Vaðlaheiði ist das Radfahren verboten. Eine gute Fahrradbeleuchtung und eine Warnweste sollte man aber unbedingt zur eigenen Sicherheit haben. Nur wenige Tage zuvor habe ich von einem Schweizer Radler in Island erfahren, der in einem Tunnel einen Unfall mit einem Auto hatte. Nachdem ich die 15 km Tunnel hinter mir hatte, war ich froh wieder das Tageslicht zu sehen.
Diamond Circle – Island 2021 (Teil II)
Diamond Circle
Im Anschluss an die Besichtigung des Geothermalgebiet Hverarönd fuhr ich auf einer kleinen Straße in Richtung Krafla. Bei der Krafla handelt es sich um ein Vulkansystem. Der gleichnamige Vulkan hat eine Höhe 818 m. In der Nähe der Krafla gibt es auch ein Kraftwerk. Am Ende der Straße befindet sich ein Wanderparkplatz, von wo man den vulkanischen See Víti besichtigen kann. Der Anstieg auf die Anhöhe war mit meinem schweren Reiserad ziemlich herausfordernd. Nachdem ich die Gegend ausgiebig erkundet habe, radelte ich auf der Ringstraße und der Straße 864 zum Grimsstadir Camping. Der kleine Campingplatz war mitten im Nirgendwo und entsprechend ruhig und idyllisch. Dort traf ich auf deutsche und amerikanische Camper und wurde mit einem frisch gekochtem Essen und Bier verwöhnt – Was will man mehr?
Mein Tagesziel war der Ásbyrgi Canyon. Nach einer anstrengenden Fahrt gegen den Wind habe ich Abends am Campingplatz eine isländische Familie kennengelernt und wurde mit heißem Kakao verpflegt. Zudem traf ich einen weiteren Radler aus Deutschland (Thomas).
Am folgenden Tag wollte ich eine Wanderung im Ásbyrgi Canyon machen. Die hufeisenförmige Schlucht Ásbyrgi ist Teil des Jökulsárgljúfur- Nationalparks. Unterwegs habe ich Isabelle aus Frankreich kennengelernt. Sie ist bereits seit mehren Jahren als Backpackerin unterwegs. Isabelle war bereits seit mehreren Monaten in Island.
Nach einer kurzen Nacht ging es Morgens auf der Straße 85 Richtung Husavik weiter. Es war ein wunderschöner Tag mit jeder Menge toller Aussichten am Wegesrand. Am Nachmittag erreichte ich den 66 Breitengrad Nord und war somit nur noch ein Steinwurf vom Nordpolarkreis entfernt.
Nach einer entspannten Nachtruhe bin ich auf der Straße 85 und der Ringstraße wieder nach Akureyri zurückgefahren. Das Wetter und die Landschaft war weiterhin wie in einem Bilderbuch.
Wie es auf meiner Radtour durch Island weiterging erfährst du in meinem nächsten Blogbeitrag.
Reykjavik – Island 2021 (Teil I)
Reykjavik
Am nächsten Morgen radelte ich mit meinem voll beladenen Drahtesel zur ersten Sehenswürdigkeit. Die Bláa Lónið ist ein Thermalfreibad in der Nähe von Grindavík. Die ersten Kilometer waren ziemlich mühsam. Ich musste mich an mein voll beladenes Rad gewöhnen. Es brachte ohne Wasser und Lebensmittel ca. 55 Kilo auf die Waage (19kg Fahrrad, 36kg Gepäck). Die Strecke verlief von Reykjanesbaer auf der ruhigen Seitenstraße 420. Unterwegs habe ich bei einer Tankstelle eine Gaskartusche für meinen Campingkocher besorgt, da man diese nicht mit ins Fluggepäck nehmen darf. An einer Kreuzung ging es dann auf der Straße 43 weiter. An der viel befahrenen Straße gibt es zum Glück einen Radweg. Mein Aufenthalt im Thermalfreibad war sehr entspannend. Es gibt in der blauen Lagune auch eine Bar im Wasser und eine Sauna. In der Nähe der Bláa Lónið liegt der Vulkan Fagradalsfjall. Da das Wetter an diesem Tag jedoch sehr neblig war, entschied ich mich den Besuch des Vulkans auf einen späteren Zeitpunkt meiner Reise zu verschieben.
Als Nächstes wollte ich mir Islands Hauptstadt Reykjavik anschauen. Von der blauen Lagune radelte ich Nachmittags auf der Str. 43 und 41 nach Reykjavik zu einem Hostel. Die Fahrt auf der Str. 41 ist nicht sonderlich empfehlenswert. Es handelt sich um eine stark befahrene zweispurige Schnellstraße. Zum Glück gibt es dort einen breiten Seitenstreifen. Alternativ könnte man den Flybus vom Flughafen direkt nach Reykjavik nehmen, um diesen Streckenabschnitt zu vermeiden.
Im Großraum Reykjavik gibt es ein kleines Radwegenetz. Auf der Seite von Cycling Iceland gibt es hierzu eine Übersicht. Man findet dort auch eine tolle Infokarte für Radtouren in Island. Dort ist unter anderem der Zustand und die Befahrbarkeit jeder Straße in Island aufgeführt. Es gibt zudem Infos zu Campingplätzen und Versorgungsmöglichkeiten. Auch Infos zu öffentlichen Verkehrsmitteln sind dort aufgeführt. Ich habe die Radkarte während meiner Reise oft benutzt und als sehr hilfreich empfunden.
Nachdem ich Abends in Reykjavik im Hostel angekommen bin ging es erst mal in die Stadt zum Public Viewing des Finale der Fußball Europameisterschaft. In Island gab es zu dem Zeitpunkt keinerlei Corona- Einschränkungen mehr. Ich kam gerade noch rechtzeitig zum Anpfiff. Island hat zu Deutschland in der Sommerzeit eine Zeitverschiebung von 2 Stunden.
Am nächsten Morgen überlegt ich mir wie ich nun weiterfahre. Ich habe vor meiner Reise keine feste Route geplant. Lediglich die Ziele und Sehenswürdigkeiten standen fest. Das Wetter war für mehrere Tage für den Süden und Westen Islands sehr schlecht angesagt. Für den Norden war jedoch hauptsächliche gutes Wetter vom isländischen Wetterdienst Vedur angesagt. Die Seite des Wetterdienst Vedur ist sehr empfehlenswert.
Ich entschied mich also mit dem Bus von Reykjavik in den Norden von Island nach Akureyri zu fahren. Eine Fahrradmitnahme mit dem Bus ist auf den meisten Strecken in Island problemlos möglich. Die Fernbusse verfügen meist über Gepäckträger für Fahrräder und haben zudem große Gepäckfächer. Die Fahrt dauerte mehrere Stunden. Eine Übersicht über die Busverbindungen in Island findet man auf der Seite von Staeto.
Als ich Nachmittags in Akureyri ankam, war es richtig warm und der Himmel war strahlend blau. Ich fuhr auf einen Campingplatz etwas außerhalb von Akureyri und verbrachte dort die Nacht. Wie es auf meiner Reise durch Island weiterging, erfährst du in meinem nächsten Artikel.
Valdresflye – Norwegen 2020 (Teil V)
Valdresflye
Nach der schönen Bootsfahrt über den Bygdin habe ich meine Radtour in Norwegen über die Landschaftroute Valdresflye fortgesetzt. Es handelt sich hierbei um eine der insgesamt 18 Landschaftsrouten in Norwegen. Die Valdresflye verläuft auf der Straße 51 und ist Teil der Nationalen Radroute Nr. 5. Es handelt sich um die zweithöchste Passstraße Norwegens. Die Straße über die Valdresflye ist von ca. Anfang April bis ca. Mitte November befahrbar.
Eine weitere schöne Radtour in der Gegend kann man auf dem Jotunheimvegen machen. Der Jotunheimvegen ist eine 45 Kilometer lange Schotterstraße. Sie führt am See Vinstre entlang bis zur Ortschaft Skåbu.
Wenn man eine Radtour über die Valdresflye plant sollte man daran denken, dass offene Flächen im Gebirge oft sehr windig sind. Die Temperatur in der Region bewegt sich auch im Hochsommer oft nur bei ca. 10 Grad. In Norwegen sollte man auf den Hochebenen auch im Hochsommer auf einstellige Temperaturen tagsüber und auf leichten Nachtfrost eingestellt sein. Entsprechend warme Kleidung und ein guter Schlafsack gehört also unbedingt ins Gepäck.
Der höchste Punkt der Valdresflye befindet sich auf 1.389 m. In der Nähe gibt es einen Rastparkplatz mit einem Aussichtspunkt und einem Restaurant, in dem man sich aufwärmen kann.
Nachdem ich den höchsten Punkt der Valdresflye erreicht hatte ging es wieder bergab Richtung dem See Gjende. Der See Gjende ist ein wichtiger Startpunkte für fantastische Wanderungen im Jotunheimen Nationalpark. Die berühmteste Wanderung in der Gegend ist der Aufstieg zum Besseggen- Grat. Der Ausgangspunkt ist die DNT- Berghütte Gjendesheim oder Memebru. Die Wanderung über den Besseggen ist 14 km lang und man überwindet dabei ca. 1200 Höhenmeter. Leider war ich an dem Tag meiner Ankunft in Gjendesheim etwas erkältet. Ich habe mich deshalb entschieden diese Wanderung auszulassen.
Nach einer kleinen Rast am Gjende See ging meine Tour auf der Straße 51 Richtung Vagamo weiter. Man kann hier eine Abfahrt von über 1.200 Höhenmetern genießen. Auf der Seite der Straße fließt ein reisender Gebirgsfluss entlang. Es empfiehlt sich in der Nähe von Randsverk einen Abstecher zur Ridderspranget zu machen. Hier hat man einen tollen Blick auf den Fluss Sjoa. In Vagamo ging es dann weiter auf der Straße 468 nach Lom. Man kann auch alternativ über die Straße 15 fahren. Diese ist jedoch sehr stark befahren.
In Lom gibt es eine uralte und wunderschöne Stabskirche aus Holz. Die Lomskykja ist eine der größten und schönsten Stabkirchen in Norwegen. Der Baubeginn der Stabkirche war um das Jahr 1158. Das alte Holz der Kirche riecht herrlich.
Mjølkevegen – Norwegen 2020 (Teil IV)
Mjølkevegen
Nach meinem Ruhetag in dem Wintersportort Geilo radelte ich weiter in die nahegelegene Stadt Gol. Hier startet der Mjølkevegen – „Die Milchstraße“. Die Strecke führt von Gol durch eine schöne und sehr ruhige Berg- und Almlandschaft bis nach Vinstra. Sie verläuft dabei durch weite Teile der Region Valdres. Der Mjølkevegen ist Teil der Nationalen Fahrradroute Nr. 5.
Die gesamte Route (via Slettefjellet) beträgt ca. 220 km und man überwindet dabei 4.865 Höhenmeter. Es gibt zu der Route über das Slettefjellet noch eine schöne Alternativstrecke über den See Bygdin und Eidsbugarden. Diese Strecke ist dann ca. 250 km lang.
Ich entschied mich für die Alternativstrecke bis zum See Bygdin. Vom Bahnhof in Gol ging es dann Los in Richtung Storefjell. Der Mjølkevegen ist sehr gut ausgeschildert und die meiste Zeit hat man die Wege für sich allein. Nur ein Teil des Mjølkevegen ist auch von Autos befahren. Diese Abschnitte sind jedoch sehr verkehrsarm. Unterwegs kann man die tolle Aussicht auf die Almlandschaft genießen. Entlang der Strecke gibt es viele Weiden und Bauernhöfe. Der Weg besteht größtenteils aus Schotterwegen. Den Mjølkevegen fährt man am besten mit einem Mountainbike oder einem Reiserad.
Von Storefjell fährt man weiter Richtung Vaset. Man fährt dabei über den Staudamm des Sees Tisleifjorden und die Hochebene Stølsvidda. Unterwegs gibt es auch einen schönen Shelterplatz mit Feuerstelle.
Als ich in Vang Abends ankam war es schon dunkel. In dem Ort gibt es einen schönen Campingplatz. Auf norwegischen Campingplätzen gibt es meistens einige kleine Hütten in denen man übernachten kann. Diese sind vor allem bei schlechtem Wetter sehr begehrt. Die App von Norcamp bieten eine tolle Übersicht der Campingplätze in Norwegen. Man kann die App auch für alle anderen skandinavischen Länder nutzen.
Am nächsten Morgen brach ich mit meinem Drahtesel Richtung Eidbusgarden auf. Um die vielbefahrene E16 zu umfahren, kann man am Nordufers des Sees Vangsmjøsa nach Øye fahren. Die Eurostraßen sollte man als Radfahrer möglichst meiden. Diese sind sehr stark befahren und vergleichbar mit Schnellstraßen in Deutschland.
In Tyinkrysset fährt man dann weiter auf der Fylkesstraße 53 und danach auf der Straße 242. Dort folgt man dem See Tyin entlang des rechten Flussufers. Die Temperatur in dieser Gegend ist deutlich kälter. Mein Navi zeigte nur noch 2 Grad an. Kurz vor Eidbusgarden habe ich eine riesige Herde mit Rentieren gesehen. Ich war allerdings so fasziniert und überrascht das ich leider meine Kamera nicht rechtzeitig auspacken konnte, bevor das Rudel die Flucht ergriff.
Im Schneeregen kam ich dann in Eidbusgarden an. Eidbusgarden liegt im Jotunheimen Nationalpark. Es handelt sich hierbei um ein sehr beliebtes Wandergebiet in Norwegen. In Eidbusgarden gibt es eine urige Wanderhütte des norwegischen Wandervereins DNT. Die Hütte ist bewirtschaftet und bietet viele Übernachtungsmöglichkeiten. Ich kann die Location sehr empfehlen. Da es dort so gemütlich war entschied ich mich zwei Nächte zu bleiben. Am ersten Abend traff ich drei deutsche Wanderer die lustigerweise auch in der Nähe meiner Heimatstadt leben. Wir tranken ein paar Bier und hatten einen lustigen geselligen Abend. Apropos Bier – Wenn man in Norwegen in einem Restaurant/Gaststätte ein Bier trinken möchte, muss man dafür mindestens 10 Euro locker machen.
Nach einem Ruhetag ging es dann mit einer Bootsfahrt über den See Bygdin auf dem Schiff „Bitihorn“ weiter. Das Schiff fährt nur von Ende Juni bis ca. Mitte September zwei Mal täglich über den See. Die Fahrt dauert etwa zwei Stunden und ist wirklich empfehlenswert.
Wie es nach meiner Fahrt über den Bygdin weiterging erfährst du in meinem nächsten Artikel zur Landschaftroute Valdresflye.
Rallervegen – Norwegen 2020 (Teil III)
Rallervegen
Wenn man einen Norweger nach dem schönsten Radweg fragt, wird man oft den Rallervegen als Empfehlung bekommen. Die Strecke verläuft parallel zur Bergenbahn und Flåmbahn. Der Rallervegen führt durch den Hallingskarvet- Nationalpark. Die bekannteste Route ist ca. 80 Kilometer lang und beginnt bei Haugastøl auf rund 1000 Metern. Sie schlängelt sich an Finse, Hallingskeid und Myrdal vorbei und führt schließlich zum Dorf Flåm am Aurlandsfjord. Eine weitere Wegvariante führt von Myrdal aus nach Voss. Der Rallarvegen ist Teil der Nationalen Fahrradroute 4 in Norwegen.
Ich entschloss mich für beide Streckenabschnitte des Rallervegen. Bevor ich in Voss aufbrach habe ich mich noch für mehrere Tage mit Lebensmittel eingedeckt. Auf dem Rallervegen gibt es keine Einkaufsmöglichkeiten.
Der Streckenabschnitt zwischen Voss und Myrdal ist größtenteils asphaltiert. Die Aussicht auf den rauschenden und kristallklaren Fluss am Wegesrand war unbeschreiblich schön. Was die Trinkwasserversorgung in der Wildnis angeht, hat man in Norwegen normalerweise keine Probleme. Das Wasser aus schnell fliesenden Gewässern (Flüssen) kann man im Regelfall bedenkenlos trinken. Ich hatte zur Sicherheit einen Wasserfilter dabei, hab diesen jedoch fast nie benutzt. Das Wasser aus stehenden Gewässern sollte man nicht trinken!
Zwischen Upsete und Myrdal muss man eine Station mit der Bahn durch den Gravhalstunnel fahren, da es für diesen Abschnitt keine direkte Umgehung für Radfahrer gibt. Man kann die Tickets Online in der App von der Norwegischen Bahngesellschaft VY buchen. Eine Fahrradmitnahme ist möglich. Die Fahrt dauert lediglich 5 Minuten.
Vom Bahnhof in Myrdal ging es für mich weiter Richtung Flåmtal. Es empfiehlt sich die Abfahrt nach Flåm mit möglichst wenig Gepäck am Fahrrad zu machen, da diese stellenweise sehr steil ist. Eine Zwischenlagerung des Gepäcks ist im Bahnhof von Myrdal möglich, falls man wieder mit der Flåmsbahn zurückfahren möchte. Der erste kürzere Teil der Abfahrt ins Flåmtal führt über 21 Serpentinen mit 18% Gefälle abwärts. Nach diesem ersten sehr steilen Teilstück geht es für die nächsten 15 Kilometer wieder gemächlicher und konstant abwärts in das Dorf Flåm am Aurlandsfjord. Das Flåmtal ist ein absolutes Highlight für Radfahrer und Wanderer. Hier durchquert man eine traumhafte Bilderbuchlandschaft. Als ich Flåm ankam, gönnte ich mir erst mal bei einer Bäckerei eine der leckeren norwegischen Zimtschnecken. Die sogenannten Kanelboller sollte man sich in Norwegen auf keinen Fall entgehen lassen.
Eine Fahrt mit der Flåmsbana soll zu den schönsten Bahnstrecken der Welt gehören. Ich entschied mich deshalb für eine Fahrt von Flåm zurück nach Myrdal und wurde nicht enttäuscht. Die alten Zugwaggons der Flåmsbahn sind noch sehr gut erhalten. Unterwegs kommt man an tosenden Wasserfällen vorbei.
Am Bahnhof in Myrdal schnappte ich mir wieder mein Gepäck und machte mich auf den Weg nach Hallingskeid und Finse. Dieser Streckenabschnitt des Rallervegen ist komplett frei von Autoverkehr. Hier trifft man nur gelegentlich andere Mountainbiker, Wanderer und einige Schafe. Der komplette Streckenabschnitt besteht hier aus groben Kies- und Schotterwegen. An einigen Stellen ist es schwer mit viel Gepäck zu fahren. Am besten befährt man den Rallervegen mit einem Mountainbike oder einem soliden Reiserad. Die Strecke ist vor allem zwischen Hallingskeid und Finse anspruchsvoll.
Die Wildcampingspots auf dem Rallervegen sind genial. So viel Natur und Wildnis bekommt man auf Radwegen nur selten geboten. Apropos Wildcamping. Das Jedermannsrecht ist in Norwegen ein traditionelles Recht aus uralten Zeiten. Man kann in Norwegen überall auf dem Land sowie in den Wäldern oder Bergen sein Zelt für eine Nacht aufstellen. Ausgenommen hiervon sind bewirtschaftete Felder und Rastplätze. Man sollte aber darauf achten einen Mindestabstand von 150 Metern zum nächsten bewohnten Haus bzw. zur nächsten bewohnten Hütte einzuhalten.
Beim Zelten entlang des Rallervegen ist man mit einem zusätzlichen Moskitonetz gut beraten. Vor allem entlang von Flüssen und Seen wird man hier ohne Moskitonetz/Spray von den Biestern aufgefressen.
Nach zwei Tagen auf dem Rallvegen bin ich in Haugastøl angekommen. Ab hier ging meine Fahrt wieder in die Zivilisation zurück. Mein nächstes Ziel war der Winterskiort Geilo. Da für die nächsten 30 Stunden Starkregen angesagt war, entschied ich mich für ein trockenes Plätzchen in einem Hotel in Geilo. Am nächsten Tag legte ich einen Ruhetag ein.
Wie es auf meiner Radreise durch Norwegen danach weiterging, erfährst du in meinem nächsten Blogbeitrag zum Mjølkevegen.
Hardangerfjord – Norwegen 2020 (Teil II)
Hardangerfjord
Meine ersten Tage in Norwegen am Lysefjord und der Region Ryfylke waren landschaftlich sehr spektakulär. Man hatte die ganze Zeit das Gefühl durch eine Bilderbuchlandschaft zu fahren. Die tollen Landschaftspanoramen blieben mir auch nach meiner Ankunft in Sunde und während der Fahrt entlang des Hardangerfjord erhalten. Ich folgte der Straße 48 und 551. Die Straßen waren sehr ruhig und nur wenig befahren.
Das eher untypisch schöne und heiße Wetter für Fjord- Norwegen blieb mir auch die nächsten Tage erhalten. Eine tolle Möglichkeit zum Check der präzisen Wetterlage in Norwegen bietet die norwegische App von yr.no.
In dem Örtchen Enes fand ich einen tollen Campingplatz mit Blick aufs Fjord. Der Campingplatz wurde von einem älteren Ehepaar betrieben. Die beiden waren so begeistert von meiner Radtour, dass ich gleich zu Kaffee und Kuchen eingeladen wurde. Was will das Radlerherz mehr. Es war zudem der günstigste kostenpflichtige Zeltplatz meiner Norwegenreise (35 Kronen = ca. 3,50 Euro). Apropos Geld – Norwegen ist inzwischen eine fast bargeldlose Gesellschaft. Man kann fast überall und alles mit der Kreditkarte bezahlen. Bargeld ist wohl fast schon verpönt. Während meiner gesamten Reise habe ich nur zwei Mal kleinere Bargeldbeträge benötigt.
Am nächsten Tag habe ich einen kleinen Abstecher ins Sunndal/Bondhusdalen gemacht. Das Tal liegt zentral im Folgefonna- Nationalpark. Vom Wanderparkplatz aus folgt man einem Schotterweg bis zum 190 Meter hoch gelegenen Gletscheree Bondhusvatnet. Der Blick auf den Gletschersee mit den kleinen Holzbooten und dem Gletscher im Hintergrund ist spektakulär und erfreut sich einer hohen Beliebtheit. Der Pfad führt weiter entlang des Sees hinauf ins Vetledalen auf 320 Meter, wo man einen tollen Ausblick zum Gletscher hat.
Mein nächstes Ziel war die Stadt Odda am Hardangerfjord. Um dort hinzugelangen musste ich jedoch erstmal durch den 11 km langen Folgefonna- Tunnel kommen. Der Tunnel ist für Radfahrer gesperrt. Insofern bin ich nach einer zweistündigen Wartezeit in den nächsten Bus gestiegen und nach Odda gefahren. Die Fahrradmitnahme im Bus war kein Problem. Fast jeder Linien- und Reisebus in Norwegen hat mehrere große Gepäckfächer wo mein sein Fahrrad problemlos einladen kann. Für das Fahrrad muss man jedoch einen Aufpreis bezahlen, der meist 30- 50% des Personenfahrpreises beträgt. Das Ticket kann man meistens per App bei dem jeweiligen Linienbetreiber (je nach Region unterschiedlich) Online buchen oder direkt im Bus kaufen.
In Odda habe ich einen schönen Campingplatz an einem Gletschersee gefunden. Mit Blick auf den See habe ich erstmal mein Zelt aufgeschlagen und bin in das eiskalte Wasser gesprungen.
Beim Einkaufen in Odda musste ich die bittere Erfahrung machen, dass man in Norwegen am Sonntag kein Bier kaufen kann. In Norwegen gibt es bzgl. der Verkaufszeiten von Alkohol sehr strenge Gesetze. Ich hatte jedoch das Glück, dass mich meine Zeltnachbarn am Campingplatz zu einem eiskalten Radler einluden. Diese hatte ich bereits einige Tagen zuvor mit ihrem Camper am Preikestolen gesehen.
Für den nächsten Tag habe ich eine Wanderung zur berühmten Trolltunga geplant. Am Zeltplatz in Odda gibt es einen Shuttlebus, der einen zum Ausgangspunkt der Wanderung in Roldal bringt. Die Tickets für den Shuttlebus sollte man im Vorfeld Online buchen. Früh Morgens um 5 Uhr ging es dann los.
Die Wanderung zur Trolltunga (1180 Meter über dem Meeresspiegel) führt durchs Hochgebirge, ist lang und körperlich vor allem auf dem Rückweg anstrengend. Man sollte in guter Verfassung sein, wenn man diese Wanderung am Stück bewältigen möchten. Dafür wird man mit einer herrlichen Aussicht belohnt. Die Rundwanderung von Skjeggedal aus ist 28 Kilometer lang und man überwindet dabei ca. 800 Höhenmeter. Die Dauer der Wanderung beträgt 10 bis 12 Stunden. Einige Wanderer hatten ihr Zelt für eine Zwischenübernachtung dabei. Ich empfand die Wandung als eines der Highlights meiner Norwegenreise.
Mit ziemlich schweren und müden Beinen ging es am nächsten Morgen wieder mit dem Drahtesel weiter entlang des Hardangerfjord Richtung Vossevangen. Die Straße 550 am linken Fjordufer ist hierfür aufgrund des geringeren Verkehrsaufkommens am besten geeignet.
Nach meiner Ankunft in Vossevangen ging es weiter auf dem Rallervegen. Es handelt sich hierbei um die wohl beliebteste Radtour in Norwegen.
Mehr dazu erfährst du in meinem nächsten Artikel zum Rallervegen.
Lysefjord & Ryfylke – Norwegen 2020 (Teil I)
Lysefjord
Endlich war es soweit! Norwegen hat seine Grenzen für Touristen Mitte Juli 2020 wieder geöffnet. Ich entschied mich deshalb meine lang geplante Radtour durch Norwegen in die Tat umzusetzen. Anfang August ging es dann los. Für die Anreise nach Norwegen bin ich mit der Fähre der Rederei Fjord Line von Hirtshals in Dänemark nach Stavanger (Lysefjord und Region Ryfylke) gefahren.
Bei der Buchung der Fähre empfiehlt es sich möglichst früh zu buchen, da man so einiges an Geld sparen kann. Wenn man die Fahrt auf der norwegischen Website von Fjord Line bucht, ist es zudem nochmals günstiger als auf der deutschen Website. Die Überfahrt dauerte ca. 11 Stunden. Bei der Überfahrt besteht Kabinenpflicht, da die Fahrt über Nacht erfolgt.
Früh Morgens bin ich dann in Stavanger angekommen. Der Hafen von Stavanger ist etwa 15 Kilometer vom Stadtzentrum entfernt. Ein Radweg vom Hafen zum Stadtzentrum ist fast durchgehend vorhanden und gut ausgeschildert. Eine gute Übersicht der Nationalen Radwege in Norwegen findet man auf der Seite von Visit Norway. Allerdings sollte einem bewusst sein, dass die Nationalen Radwege in Norwegen oft auf der Straße verlaufen und man sich diese mit allen anderen Verkehrsteilnehmern teilt.
Auf dem Weg nach Stavanger kommt man an einer Skulptur mit drei großen Schwertern vorbei, wo sich ein kurzer Abstecher lohnt. In Stavanger habe ich einen Spaziergang in der Altstadt gemacht. Hier gibt es einige schöne Staßen mit vielen bunten Häuschen. Besonders zu empfehlen ist die Straße „Fargegaten“. Hier kann man sich gemütlich in ein Café sitzen und das Flair der Altstadt genießen.
Nach einem kurzen Aufenthalt in Stavanger ging es mit meinem Drahtesel auf dem Nationalen Radweg 2 in Richtung Lysefjord weiter. Der Lysefjord ist 42 km lang und an der tiefsten Stelle knapp 500 Meter tief. Zu den bekanntesten Naturdenkmälern des Fjords gehören das Felsplateau Preikestolen und der majestätische Berg Kjerag. Die höchsten Berggipfel rund um den Lysefjord erreichen eine Höhe von ca. 1000 Metern.
Ich entschloss mich zu einer Fährüberfahrt auf dem Lysefjord. Die Fahrt von Lauvikk über Forsand nach Lysebotn dauert etwa zweieinhalb Stunden und ist sehr zu empfehlen. Die Fähre kann man entweder Online im Voraus oder direkt an Bord buchen. Auf der Fähre traf ich eine deutsche Familie die vor einigen Jahren nach Norwegen ausgewandert ist und auf einer Radtour von Stavanger nach Oslo unterwegs war. Es war ein sehr interessantes Gespräch und ich habe einige tolle Tipps für meine Radtour bekommen.
In dem Örtchen Lysebotn habe ich meine erste Nacht in Norwegen verbracht. Es gibt hier einen schönen Campingplatz direkt am Ufer mit einem spektakulären Fjordblick. Am nächsten Morgen stand der erste Konditionstest meiner Radtour an. Auf der Lysevegen erklimmt man die ersten 860 Höhenmeter auf gerade einmal 8,3 Kilometern. Dies entspricht einer durchschnittlichen Steigung von mehr als zehn Prozent. Damit kann die Lysevegen auch mit den schwierigsten Alpenpässen mithalten. Diese Passstraße ist bis heute eine der spektakulärsten weltweit. Über 27 Haarnadelkurven erklimmt man die 640 Höhenmeter bis zum Aussichtsrestaurant Oygardsstol.
Dort beginnt am Parkplatz die Wanderung zum Kjerag. Es empfiehlt sich früh loszugehen, da diese Wanderung in Norwegen sehr beliebt und entsprechend frequentiert ist. Die Wanderung zum Kjerag dauert insgesamt ca. sechs Stunden. Die Strecke ist rund 11 Kilometer lang. An einigen Stellen muss man sich mithilfe von Stahlseilen hochziehen oder hinunterrutschen. Der Blick auf den Kjerag Bolten und ins Fjord ist dafür atemberaubend und absolut lohnenswert.
Nach einem anstrengenden Tag mit vielen Höhenmetern habe ich eine weitere Nacht auf dem Campingplatz in Lysebotn verbracht und bin am nächsten Morgen mit der Fähre auf dem Lysefjord zurück nach Forsand gefahren. Mein nächstes Ziel war das Felsplateau Preikestolen. Die Strecke verlief an ruhigen Küstenstraßen entlang. Die Fahrt von Forsand in Richtung Preikestolen führte über Teile der Landschaftsroute Ryfylke. Diese verläuft zu großen Teilen auf der Straße 13.
In Norwegen gibt es insgesamt 18 Landschaftsrouten. Es handelt sich hierbei um landschaftlich sehr schöne und empfehlenswerte Touristenrouten mit vielen Sehenswürdigkeiten. Eine Übersicht mit den Streckendaten und Bildern findet man auf der Seite von Nasjonale turistveger.
Einige Kilometer vor dem Wanderparkplatz des Preikestolen gibt es einen großen Campingplatz. Der Campingplatz ist allerdings touristisch sehr überlaufen und auch entsprechend teuer. Zudem ist es hier tagsüber sehr laut, da der Helikopterlandeplatz für die Rundflüge zum Preikestolen gleich daneben ist. Der Preikestolen ragt 604 Meter über den Lysefjord. Der Aufstieg gehört zu den beliebtesten Wanderungen Norwegens. Die Wanderung zum Preikestolen dauert insgesamt vier Stunden. Die gesamte Strecke ist ca. 9 Kilometer lang. Auf der Tour überwinden man einen Höhenunterschied von rund 500 Metern. Der Blick über den Lysefjord ist einfach nur schön.
Nach der Wanderung zum Preikestolen habe ich meine Tour auf der Landschaftsroute Ryfylke bis nach Hjelmeland fortgesetzt. Unterwegs gab es ein paar längere Tunnel, die für Radfahrer verboten sind. Es gab jedoch entsprechende Ausweichmöglichkeiten auf den alten Straßen um die Tunnels herum. Die Aussicht war hier allemal schöner als in einer schwarzen Röhre. In Norwegen gibt es über 1000 Straßentunnel. Viele dieser Tunnel sind für Radfahrer verboten. Man muss seine Tour also entsprechend planen. Eine tolle Übersicht zu den Tunnels und der Befahrbarkeit für Radfahrer gibt es auf der Website von Cycletourer.
Da auf der Route 13 der Autoverkehr merklich zugenommen hat, habe ich meine ursprünglich Route in Richtung Hardangerfjord umgeplant. In Hjelmeland habe ich die Fähre in Richtung einiger ruhiger Inseln (Ombo,Helgoy und Nedstrand) entlang der Nordseeküste genommen. Die kleineren Fähren in Norwegen sind für Radfahrer meist kostenlos. Eine gute Übersicht über die Fahrpläne der Fähren und über die Abfahrtszeiten findet man unter anderem auf der Seite von Fjord1.
Die Route über die Insel Ombo in Richtung Nedstrand war eindeutig die richtige Entscheidung gewesen. Hier hat man auf der Straße fast nur Schafe als Gegenverkehr angetroffen. Meine Tour von Nedstrand nach Haugesund verlief weiterhin über ruhige Sträßchen an der Küste entlang. Auf einem Campingplatz in Sandvik habe ich eine nette norwegische Familie kennengelernt. Ich wurde zum Grillen eingeladen und wir verbrachten einen schönen gemeinsamen Abend miteinander. Von der Stadt Haugasund ging die Fahrt auf dem Nationalen Radweg 1 nach Leirvik weiter. Von dort bin ich dann mit dem Schnellboot weiter nach Sunde gefahren.
Wie es danach weiterging, erfährst du in meinem nächsten Artikel zum Hardangerfjord.